tag:blogger.com,1999:blog-85899004497613070672024-03-14T05:33:04.956+01:00GrundeinkommensblogDas bedingungslose Grundeinkommen in soziologischer PerspektiveDr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comBlogger53125tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-26303335106938696792021-01-14T11:41:00.005+01:002021-01-14T11:44:22.460+01:00Wachsendes Interesse der Kommunalpolitik am bedingungslosen Grundeinkommen – ein neuerer Trend in den USA und Großbritannien<p>Neuer Artikel zum Grundeinkommen auf SocioAnalysis-Blog:</p><p><a href="https://blog.manuelfranzmann.de/2021/01/13/wachsendes-interesse-der-kommunalpolitik-am-bedingungslosen-grundeinkommen-ein-neuerer-trend-in-den-usa-und-grossbritannien/">https://blog.manuelfranzmann.de/2021/01/13/wachsendes-interesse-der-kommunalpolitik-am-bedingungslosen-grundeinkommen-ein-neuerer-trend-in-den-usa-und-grossbritannien/</a></p>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-408759042134120982020-09-12T15:30:00.004+02:002021-01-14T11:43:45.961+01:00Aktivismus vor wissenschaftlicher Seriosität. Zur Kampagnenseite des „Pilotprojekts Grundeinkommen“<p>Neuer Artikel zum Grundeinkommen auf SocioAnalysis-Blog:</p><p><a href="https://blog.manuelfranzmann.de/2020/09/12/aktivismus-vor-wissenschaftlicher-seriositaet-zur-kampagnen-internetseite-des-pilotprojekts-grundeinkommen/">https://blog.manuelfranzmann.de/2020/09/12/aktivismus-vor-wissenschaftlicher-seriositaet-zur-kampagnen-internetseite-des-pilotprojekts-grundeinkommen/</a></p>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-37295797016950807722020-09-08T22:39:00.001+02:002020-09-08T22:39:13.408+02:00Verdinglichter Zahlenpositivismus und brachiales Selbstmarketing. Zu einer problematischen Seite der begrüßenswerten DIW-Studie zum bedingungslosen GrundeinkommenDer Blogartikel ist umgezogen und unter der folgenden URL erreichbar:<div><br /></div><div><a href="https://blog.manuelfranzmann.de/2020/09/08/verdinglichter-zahlenpositivismus-und-brachiales-selbstmarketing-zu-einer-problematischen-seite-der-begruessenswerten-diw-studie-zum-bedingungslosen-grundeinkommen/">https://blog.manuelfranzmann.de/2020/09/08/verdinglichter-zahlenpositivismus-und-brachiales-selbstmarketing-zu-einer-problematischen-seite-der-begruessenswerten-diw-studie-zum-bedingungslosen-grundeinkommen/</a></div>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-77371307006976217562019-02-08T00:11:00.003+01:002020-08-21T09:55:27.032+02:00Eine verbreitete „Milchmädchenrechnung“ (nicht nur) unter grundeinkommenskritischen Ökonomen in DeutschlandDie Frage der Finanzierbarkeit gehört zu den notorischen Fragen der Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen. Ich weise schon seit Langem immer wieder darauf hin, dass bei dieser Finanzierungsdiskussion zwischen einer <i>statischen </i>und einer <i>dynamischen </i>Betrachtungsweise klar unterschieden werden sollte. Eine statische Betrachtungsweise beruht auf der letztlich unrealistischen Abstraktion von dynamischen Effekten der Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens. Aber sie ist dennoch sinnvoll und notwendig, ja Ausdruck einer wissenschaftlichen Denkweise, für die es wichtig ist, systematisch vorzugehen, und dazu gehört, zeitweise von bestimmten Einflussgrößen abstrahierend abzusehen, um eine erste Klärung in einer wichtigen Teilfrage erreichen zu können. So ist es auch bei einer statischen Betrachtung der Finanzierungsfrage des bedingungslosen Grundeinkommens.<br />
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Bei ihr wird insbesondere von möglichen Verhaltensänderungen bei den Bürgerinnen und Bürgern abgesehen, Verhaltensänderungen, die durch die Einführung des bedingungslosen Grundeinkommens mit bedingt sind. Ein Beispiel wäre hier eine denkbare Verringerung der Arbeitsbereitschaft bzw. des individuellen Erwerbsarbeitsvolumens. Bei einer statischen Betrachtungsweise werden solche Effekte einstweilen ausgeklammert und erst einmal nur danach geschaut, ob eine Form der Finanzierung denkbar ist, welche die derzeit vorhandenen Finanzmittel so umschichtet, dass dadurch das bedingungslose Grundeinkommen auf eine vernünftig erscheinende Weise finanzierbar erscheint.<br />
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Nun machen es sich nicht wenige Grundeinkommenskritiker – auch einige Grundeinkommensbefürworter, die diesen Kritikern dadurch sachlich eigentlich unbegründete Angriffsflächen bieten – seit Langem schon sehr einfach, indem sie in der Finanzierungsfrage eine simple Rechnung vorführen, die angeblich zeigt, dass eine Finanzierung weit jenseits des Möglichen liegt. Bemerkenswert oft wird diese Rechnung auch von namhaften, grundeinkommenskritischen Ökonomen aufgemacht, darunter vor Jahren auch Hans-Werner Sinn in einer Fernsehtalkshow. Hans-Werner Sinn ist dabei jener Ökonom, auf den sich das obige Zitat „Milchmädchenrechnung“ bezieht, denn Sinn hat als ein sich öffentlich äußernder Ökonom diesen Ausdruck öfters rhetorisch dazu eingesetzt, um sich gegenüber Nicht-Ökonomen mit seiner wissenschaftlichen Autorität auf technokratische Weise Geltung zu verschaffen.<br />
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Die besagte simple Rechnung lautet sinngemäß wie folgt. Geht man von einer monatlichen Grundeinkommenszahlung in Höhe von 1.000 Euro aus und multipliziert sie mal 12 Monaten, um den Jahresbetrag zu ermitteln, und multipliziert sie dann mit ca. 80 Millionen deutschen Staatsbürgern, dann ist das Ergebnis:<br />
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<b>1.000 € monatlich × 12 Monate × 80 Millionen Deutsche = 960 Milliarden € </b><br />
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Bei diesem Betrag handelt es sich um den <i>nominellen Gesamtbetrag</i>, der bei einer monatlichen Grundeinkommenszahlung von 1.000 Euro in Deutschland auf das Jahr gesehen derzeit in etwa zu finanzieren wäre. Dieser gigantisch klingende Betrag wird dann im nächsten Schritt mit der Höhe des Sozialbudgets oder des Bundeshaushalts verglichen.
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<a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Sozialbudget" target="_blank" rel="noreferrer noopener">Sozialbudget</a>: Die Bundesregierung berichtet jährlich unter der Überschrift „Sozialbudget“ darüber, wie viel Geld der deutsche Staat für die Soziale Sicherung ausgibt, und zwar Bund, Länder und Gemeinden zusammen. Nach den Zahlen des <a href="https://www.bmas.de/DE/Service/Medien/Publikationen/a230-17-sozialbudget-2017.html" target="_blank" rel="noreferrer noopener">Bundesministeriums für Arbeit und Soziales</a> waren dies im Jahr 2017: <strong>965,5 Mrd. Euro</strong><br /><br />
<a rel="noreferrer noopener" href="https://de.wikipedia.org/wiki/Bundeshaushaltsplan_(Deutschland)" target="_blank">Bundeshaushalt</a>: Der Bundeshaushalt betrug nach den Zahlen des <a rel="noreferrer noopener" href="https://www.bundeshaushalt.de/#/2017/soll/ausgaben/einzelplan.html" target="_blank">Bundesfinanzministeriums</a> im selben Jahr 2017: <strong>329,1 Mrd. Euro</strong>
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<br />
Daraus ziehen dann selbst einige Ökonomen, die mit solchen Zahlen umgehen können sollten, den simplen Schluss, dass sich eine weitere Diskussion und ein weiteres Nachdenken erübrigt, weil schon dieser einfache Vergleich der Höhe des Sozialbudgets oder des Bundeshaushalts angeblich zeige, wie weit entfernt die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens (BGE) in einer zum würdigen Leben ausreichenden Höhe von den realen Finanzierungsmöglichkeiten entfernt ist.<br />
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Jedoch wird dabei ein simpler gedanklicher Fehler begangen, sofern es sich nicht um eine motivierte argumentative Nebelkerze handelt, wie sie in der Grundeinkommensdiskussion nicht zuletzt vor dem Hintergrund ausgeprägter kultureller Abwehrformationen ungewöhnlich oft vorkommt. Es wird nämlich einfach davon ausgegangen und unterstellt, dass der nominelle jährliche Finanzierungsbetrag eines BGEs im Wesentlichen aus solchen staatlichen Budgets, insbesondere aus dem Sozialbudget oder dem Bundeshaushalt, unmittelbar zu finanzieren wäre und dass die dort vorhandenen Mittel umgewidmet werden müssten zulasten bisheriger Ausgabenposten. Das ist jedoch eindeutig falsch.<br />
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Man kann sich das schon anhand des Steuerfreibetrags klarmachen. Der Steuerfreibetrag beruht auf einer verfassungsgerichtlichen Rechtsprechung, die von den Steuerbehörden verlangt, bei der Besteuerung der Arbeitseinkommen und weiteren Einkommen ein steuerliches Existenzminimum von der Besteuerung freizustellen. In der Folge bekommt jeder Einkommensbezieher bei der Berechnung seiner Steuerlast einen entsprechenden Steuerfreibetrag gewährt. Sobald es ein bedingungsloses Grundeinkommen in existenzsichernder Höhe gibt, ersetzt es natürlich das steuerliche Existenzminimum. Ein Einkommen aus Erwerbsarbeit wird dann, weil das bedingungslose Grundeinkommen schon das Existenzminimum verbürgt, im Prinzip vom ersten Euro ab besteuert. Deswegen erhält der Staat dann bei der Besteuerung der Arbeitseinkommen automatisch höhere Steuereinnahmen, solange die Menschen weiterhin im gleichen Umfang arbeiten gehen und sich an der Höhe der Arbeitseinkommen nichts ändert. Man kann das auch so ausdrücken, dass bereits heute der Großteil der Erwerbstätigen eine aus der Freistellung des steuerlichen Existenzminimums resultierende Steuerersparnis vom Staat gewährt bekommt, die bei Einführung eines BGEs in letzterem aufgeht. Und der Witz hierbei ist, dass das gesamte Volumen dieser Steuerersparnis als Betrag weder im Sozialbudget noch im Bundeshaushalt als Ausgabenposten existiert, weil hier ja kein Geld an die Empfänger fließt, sondern der Staat lediglich eine Besteuerung des steuerlichen Existenzminimums bei den Erwerbstätigen <i>unterlässt</i>. Die obige Rechnung ist also schon darin falsch, dass der Gesamtbetrag der Steuergeschenke des Staates an die Erwerbstätigen im Zusammenhang mit dem steuerlichen Existenzminimum nicht von dem zu finanzierenden Gesamtbetrag abgezogen wird, sondern so getan wird, als ob der nominelle Gesamtbetrag komplett aus den staatlichen Budgets in ihrer jetzigen Größe zu finanzieren wäre. Genau diese Denkweise ist wirklich eine simplifizierende „Milchmädchenrechnung“ (wobei man die „Milchmädchen“ vor einer Gleichsetzung mit entsprechend argumentierenden Ökonomen eigentlich in Schutz nehmen müsste), die grundeinkommenskritische Ökonomen nicht mitmachen sollten, wenn sie sich bei ihrer Expertise nicht den Vorwurf mangelnder Seriosität einhandeln wollen.<br />
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Das Beispiel des Steuerfreibetrags macht auf einen grundsätzlich zu beachtenden Punkt bei der Finanzierungsdiskussion aufmerksam. Es ist von vornherein der falsche Ansatz, die Diskussion so zu führen, dass man den zu finanzierenden Ausgabenposten des nominellen Gesamtbetrags eines BGEs den verfügbaren staatlichen Budgets gegenüberstellt. <strong>Die Finanzierungsdiskussion muss stattdessen bei den individuell verfügbaren Einkommen der Bürger ansetzen</strong> und die Frage beantworten, welche Auswirkungen die Einführung eines BGEs auf diese Einkommen hat, um daraufhin nach Möglichkeiten der Anpassung des Verteilungssystems (z. B. von Steuern) zu suchen, damit im (statischen) Endergebnis möglichst niemanden durch die Einführung des BGEs schlechter oder besser gestellt wird. Zu 100 Prozent wird das nicht möglich sein. Dafür ist ein Verteilungssystem ein zu kompliziertes Gebilde; Kompromisse lassen sich nicht vermeiden. Aber zumindest näherungsweise erscheint eine aufkommensneutrale Finanzierung theoretisch als möglich, und wie weit man sich dieser Zielsetzung tatsächlich annähern kann, ist eine Frage, die man erst beantworten kann, wenn man Anpassungsmöglichkeiten umfassend sondiert und im Detail geprüft hat. Die Preisfrage lautet also: Wie muss man das Verteilungssystem anpassen, damit die Einführung eines BGEs weitgehend aufkommensneutral wäre und an den bisherigen relativen Einkommensunterschieden zwischen den Bürgern erst einmal nichts änderte. <br />
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Natürlich kann man die Einführung eines BGEs auch bewusst mit einer grundlegenden Veränderung des Verteilungssystems kombinieren. Aber für die Zwecke einer wissenschaftlich geführten Finanzierungsdiskussion ist es dennoch sinnvoll, erst einmal zu klären, welche Anpassungen des Verteilungssystems notwendig wären, um eine weitgehend aufkommensneutrale Einführung zu ermöglichen. Denn diese Frage ist trotz der jahrelangen Diskussionen zur Finanzierung bisher ungeklärt geblieben.<br />
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Bevor man also eine seriöse Finanzierungsrechnung im Rahmen einer statischen Betrachtungsweise durchführen kann, muss man erst einmal im Detail bestimmen, was es über den Steuerfreibetrag hinaus noch für „Substitutionseffekte“ bei Einführung eines BGEs gibt, d. h. welche bisherigen Zahlungsflüsse in der Gesellschaft sich funktional erübrigen, wenn es ein BGE gibt. Und hier stellt man schnell fest, dass hier sehr Vieles zu berücksichtigen ist. Es fängt schon bei so offensichtlichen Dingen an wie den BAföG-Zahlungen für Studierende oder Auszubildende oder einem Großteil der bisherigen normalen Grundsicherungsleistungen. Aber das ist erst der Anfang. Was man zum Beispiel so gut wie nie in den laufenden Diskussionen hört, ist, dass die Einführung eines BGEs auch den gesellschaftlichen Hintergrund bei den Agrarsubventionen verändern würde. Denn ein Teil der Ziele dieser Subventionen ist auf die Sicherung der Existenz der Bauern gerichtet, und wenn deren Existenzminimum (als Person, nicht die des bäuerlichen Betriebes) bereits durch ein BGE gewährleistet ist, verringert dies natürlich auch das notwendige Volumen der Agrarsubventionen.<br />
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Wenn man sich vornimmt, bei der Einführung eines BGEs <i>im Allgemeinen </i>an den bestehenden relativen Einkommenshöhen und an der jeweiligen Höhe des individuellen Gesamteinkommens (politisch aus pragmatischen Gründen oder wissenschaftlich aus Gründen der systematischen Klärung einer wichtigen Teilfrage) nach Möglichkeit erst einmal nichts zu ändern, dann bedeutet das etwa für die Staatsbediensteten, dass der Staat ihnen nicht ein Grundeinkommen <i>on top</i> zusätzlich zu ihrem Arbeitseinkommen draufzahlen muss, sondern das Arbeitseinkommen bei der Einführung des BGEs soweit reduzieren kann, dass sich an der Gesamteinkommenshöhe für den Einzelnen nichts Wesentliches ändert. Bei Niedrigeinkommen sieht es etwas anders aus, wenn eine solche Vorgehensweise am Ende zu wenig Arbeitseinkommen als Anreiz zur Erwerbsarbeit übriglässt. In der Regel gilt aber, dass der Staat bei seinen Bediensteten das zu zahlende BGE mehr oder weniger aufkommensneutral durch entsprechende Einsparungen bei den Arbeitseinkommen gegenfinanzieren kann. Falls auch private Firmen auf die Idee kämen so vorzugehen, sollte der Staat den Firmen durch Anpassung der Unternehmensbesteuerung bei Einführung des BGEs das von ihnen bei den Arbeitseinkommen dann im Prinzip eingesparte Geld an anderer Stelle gleich wieder wegnehmen, damit auch hier die Einführung näherungsweise aufkommensneutral bleibt und es gesellschaftlich keine einseitigen Gewinner bei der Einführung eines BGEs gibt.<br />
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Da diese Substitutionslogik letztlich flächendeckend in der Gesellschaft gilt, muss man sich anstelle von simplifizierenden „Milchmädchenrechnungen“ wie der oben genannten bei einer statischen Betrachtungsweise der Finanzierungsfrage die je individuellen Einkommenscocktails, die in der Gesellschaft vorkommen, detailliert danach anschauen, welche Veränderung die zusätzliche Einkommenskategorie eines BGEs dort jeweils bewirkt und welche steuerlichen und sonstigen Anpassungen vorzunehmen sind, damit die Finanzierung des BGEs möglichst aufkommensneutral erfolgen kann. Ohne das geht es nicht, ohne dies ist eine statische Betrachtungsweise nicht seriös, zumindest aber noch nicht weit genug getrieben.<br />
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Wirklich neu zu finanzieren sind dann am Ende nur solche konkreten Grundeinkommenszahlungen, bei denen das Grundeinkommen das individuelle Gesamteinkommen tatsächlich auch gesellschaftlich gewollt anheben würde. Das gilt für einige Menschen, denen nach den heutigen Sozialgesetzen (SGB II und III) staatliche Sozialleistungen rechtlich zustehen, ohne dass sie sie jedoch in Anspruch nehmen (aus Scham oder Unwissenheit). Über Jahre galt statistisch, dass diese sogenannte Dunkelziffer derjenigen, die keine Sozialleistungen erhalten, obwohl sie nach dem SGB II und SGB III dazu berechtigt wären, nach den verfügbaren Schätzungen ca. 40 bis 60 Prozent der Berechtigten ausmacht! Vgl. dazu die Arbeiten der renommierten Armutsforscherin Irene Becker. Hier würde ein Grundeinkommen bei Einigen eine individuelle Einkommenshöhe erzeugen, über die sie vorher nicht verfügten. Ergo muss hier etwas neu finanziert werden.<br />
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Ähnliches gilt für Erwerbstätige, die heute ein Leben lang Rentenbeiträge zahlen, aber am Ende dennoch nur auf dem Grundsicherungsniveau landen. Hier würde die Einführung eines BGEs ebenfalls gesellschaftlich gewollt ein höheres individuelles Gesamteinkommen bewirken. Denn die Rentenversicherung nach Einführung eines BGEs würde natürlich so funktionieren, dass jedes Jahr der Einzahlung einen wachsenden Rentenanspruch erzeugt. Das heißt, jedes Jahr lässt die spätere Rente als Zusatz-Einkommen zum BGE im Ruhestand mehr oder weniger linear anwachsen und hebt das individuelle Gesamteinkommen im Alter Jahr um Jahr über das Grundeinkommensniveau an. Die heutige Ungerechtigkeit bei Erwerbstätigen, die jahrelang in die Rentenkasse einzahlen und am Ende doch nur eine Rente auf Grundsicherungsniveau erhalten, wie jeder, der nie eingezahlt hat, wäre auf die denkbar konsequenteste Art beseitigt. Allerdings bedeutet das kehrseitig auch, dass der Betrag, der diesen Einzahlern dann im Vergleich zu heute gerechterweise in ihrem individuellen Gesamteinkommen zusätzlich zur Verfügung stünde, neu zu finanzieren wäre.<br />
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Allerdings, auch wenn es sich angesichts des Ausgeführten im Rahmen einer statischen Betrachtungsweise grundsätzlich als möglich darstellt, ein BGE zumindest über weite Strecken aufkommensneutral zu finanzieren – mit den gerade genannten Ausnahmen –, so ist ein entsprechend konkretisiertes statisches Finanzierungskonzept im Detail doch ein komplexes Unterfangen und eine große Herausforderung, wo auch Kompromisse geschlossen werden müssen. Man darf auch nicht vergessen, dass man sich zusätzlich auch noch mit möglichen dynamischen Effekten der Einführung eines BGEs zu beschäftigen hat, wobei dann nicht zuletzt die Frage virulent wird, ob man den Bürgerinnen und Bürgern zutrauen kann, dass sie mit den enormen Autonomiegewinnen eines BGEs individuell wie gesellschaftlich im Großen und Ganzen vernünftig umgehen. Hierfür benötigt man nicht zuletzt eine wissenschaftlich abgesicherte Theorie der Autonomiegenese, die im Mainstream der Sozialwissenschaften derzeit noch nicht wirklich verfügbar ist (Franzmann 2010: 11-103). Sollte man darauf tatsächlich vertrauen können, ließe sich der Schritt in eine Zukunft mit BGE mit gutem Gewissen gehen, obwohl grundsätzlich nicht verlässlich zu prognostizieren ist, was eine solche Zukunft für die Gesellschaft <i>ganz konkret</i> bedeuten würde. Das konnte man allerdings bei der Einführung des Sozialstaats genauso wenig prognostizieren.<br />
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Deutlich aussagekräftiger als der obige Zahlenvergleich in der erwähnten „Milchmädchenrechnung“ von Hans-Werner Sinn und Anderen wäre sicherlich der folgende. Zum Auftakt einer detaillierten Betrachtung der individuellen Einkommenshöhen und -zusammensetzung sowie der diesbezüglichen möglichen funktionalen Substitutionswirkungen eines BGEs kann man sich jenen Gesamtbetrag anschauen, den alle privaten Haushalte in Deutschland zusammengenommen als Einkommen zur Verfügung haben. Im Jahr 2016 lag (nach den Zahlen des <a href="https://www.destatis.de/DE/Themen/Querschnitt/Jahrbuch/_inhalt.html" target="_blank" rel="noopener noreferrer">Statistischen Jahrbuchs</a> von 2017) das verfügbare (Jahres-) Einkommen aller privaten Haushalte (nach dem Verbrauchskonzept) bei <b>2.213,2 Milliarden Euro</b>. (Die Zahl der privaten Haushalte lag bei gut 40 Millionen, bei einer durchschnittlichen Haushaltsgröße von 2 Personen.)<br />
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Bezogen auf diesen jährlichen Betrag der verfügbaren Einkommen aller privaten Haushalte in Deutschland macht der nominelle jährliche BGE-Finanzierungsbetrag von 960 Milliarden € (bei einem BGE von 1.000 € im Monat) einen durchaus gewichtigen Teilbetrag aus. Aber er erreicht noch lange nicht das Gesamtvolumen der zur Verfügung stehenden Finanzierungsmasse, wie bei der „Milchmädchenrechnung“ von Sinn und Anderen immer wieder suggeriert worden ist, ja noch nicht einmal die Hälfte. Und dieser Vergleich ist auch deutlich realistischer, weil er von jenen Finanzmitteln ausgeht, die den privaten Haushalten bzw. Menschen derzeit schon zur Verfügung stehen und die man im Prinzip kategorial im Sinne eines bedingungslosen Sockeleinkommens umstrukturieren könnte, wenn man denn wollte.<br />
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Es sei abschließend noch erwähnt, dass ein BGE von 1.000 Euro bereits eine Anhebung der bisherigen Grundsicherungshöhe bedeuten würde. Wenn man politisch das Ziel hat, möglichst viele Parteien ins Boot zu holen, auch jene, die etwas skeptischer sind, dann liegt es aus pragmatischen Gründen durchaus nahe, vorsichtig erst einmal die bisherige, niedrigere Grundsicherungshöhe anzusetzen, um zu schauen, ob denn auch die dynamischen Auswirkungen eines BGEs die Finanzierung tatsächlich als tragfähig erscheinen lassen. Es wäre im Vergleich zu heute in jedem Fall bereits ein enormer Freiheitsgewinn, auch wenn es an den derzeitigen Einkommensunterschieden und -höhen noch nichts ändern würde. Ich persönlich würde auch daran gerne etwas ändern, aber das steht hier nicht zur Diskussion.<br />
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Falls man sich dafür entscheidet, wie es oft vorgeschlagen worden ist, Kindern (ausnahmsweise) nur die Hälfte der Grundeinkommenshöhe eines Erwachsenen bedingungslos auszuzahlen, weil sie grundsätzlich in Haushalten mit Erwachsenen aufwachsen und dadurch die Lebenshaltungskosten meist geringer ausfallen, reduziert sich der nominelle Finanzierungsbetrag eines BGEs gesamtgesellschaftlich dementsprechend. Vollkommen klar ist, dass man die Grundeinkommenshöhe auch zu hoch ansetzen kann.<br />
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(Überarbeitete Version vom 5.08.2020)Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-53882192327189040682020-07-30T15:00:00.003+02:002020-07-31T08:32:58.661+02:00Konjunkturen der Grundeinkommensdiskussion - Update<!--wp:paragraph-->
<p>Der Internetkonzern Google ist seit Jahren dabei, ganze Bibliotheksbestände zu digitalisieren. Seit einiger Zeit bietet er die Möglichkeit an, sich die Häufigkeit bestimmter Worte in diesen Beständen als Grafik anzeigen zu lassen (<a href="http://books.google.com/ngrams/" rel="noreferrer noopener" target="_blank">Google Ngram Viewer</a>). Das eröffnet die Möglichkeit, auch die Konjunktur der Grundeinkommensdiskussion grafisch abbilden zu lassen, und zwar zum Beispiel entlang der Häufigkeit, mit der das Wort „Grundeinkommen“ in den erfassten Buchbeständen vorkommt. Das Ergebnis ist nicht nur anschaulich, sondern trifft tatsächlich die Konjunkturen der Diskussion relativ gut.</p>
<!--/wp:paragraph-->
<!--wp:html-->
<iframe display:block="" frameborder="10" height="370" hspace="0" marginheight="0" marginwidth="0" name="ngram_chart" scrolling="no" src="https://books.google.com/ngrams/interactive_chart?content=Grundeinkommen&direct_url=t1%3B%2CGrundeinkommen%3B%2Cc0&year_start=1965&smoothing=1&year_end=2019&corpus=31" vspace="0" width="100%"></iframe>
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<p class="has-text-align-center">Grundeinkommensdebatte im deutschsprachigen Raum</p>
<!--/wp:paragraph-->
<!--wp:paragraph-->
<p>Wie man im Schaubild sieht, gibt es im Wesentlichen drei Konjunktur-Zeiträume in Deutschland: 1.) die 1980er-Jahre, ausgehend vom Soziologie-Kongress in Bamberg 1982 zur „Krise der Arbeitsgesellschaft“, sowie 2.) die Zeit der Einführung der „Hartz-Gesetze“ ab 2002 bis zur europäischen Finanzkrise von 2008. Letztere hat in Deutschland zeitweise zu einer ausgeprägten Konjunkturabkühlung geführt. Die Jahre bis zur Bewältigung der Eurokrise waren keine günstige Zeit für utopisch anmutende Diskussionen zum bedingungslosen Grundeinkommen. Der Kühlschrankeffekt der Eurokrisen-Konstellation begann sich dann allerdings ab 2014 allmählich aufzulösen, sodass mittlerweile von einer 3.) Konjunktur gesprochen werden kann, die sogar das Niveau der vorausgehenden schon deutlich übersteigt. Was in dem Schaubild nicht mehr sichtbar wird, ist zudem die zusätzliche Belebung der Diskussion durch die Corona-Krise.</p>
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<p>In den USA liegen die Konjunkturen der Diskussion zeitlich deutlich anders, vor allem, was den ersten Konjunktur-Zeitraum anbelangt: </p>
<!--/wp:paragraph-->
<!--wp:html-->
<figure><iframe height="370" src="https://books.google.com/ngrams/interactive_chart?direct_url=t4%3B%2CBasic+Income%3B%2Cc0%3B%2Cs0%3B%3Bbasic+income%3B%2Cc0%3B%3BBasic+Income%3B%2Cc0%3B%3BBasic+income%3B%2Cc0%3B%3Bbasic+Income%3B%2Cc0%3B%3BBASIC+INCOME%3B%2Cc0%3B.t4%3B%2CGuaranteed+Income%3B%2Cc0%3B%2Cs0%3B%3Bguaranteed+income%3B%2Cc0%3B%3BGuaranteed+Income%3B%2Cc0%3B%3BGuaranteed+income%3B%2Cc0%3B%3BGUARANTEED+INCOME%3B%2Cc0&case_insensitive=true&year_start=1955&smoothing=1&content=Basic+Income%2Cguaranteed+income&year_end=2019&corpus=28" width="100%"></iframe></figure>
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<!--wp:paragraph {"align":"center"}-->
<p class="has-text-align-center">Grundeinkommensdebatte in den USA bzw. im Bereich "American English"</p>
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<!--wp:paragraph-->
<p>In den USA gab es in der zweiten Hälfte der 1960er-Jahre bis zur Mitte der 1970er-Jahre schon einmal eine breitere gesellschaftliche Diskussion zur Idee eines <em>guaranteed annual income</em>, die zu bis heute einmalig groß angelegten, staatlich geförderten, sozialwissenschaftlichen „Minimum Income Maintenance Experiments“ in verschiedenen Teilen der USA und Kanada führte und es sogar beinahe zu einer politischen Implementation als <em>Negative Income Tax</em> unter der Nixon-Administration schaffte, bevor das Land dann in der Achsenzeit ab Mitte der 1970er-Jahre einen völlig anderen Pfad der gesellschaftlichen Entwicklung einschlug (Stichwort: Wiedereinführung der Todesstrafe, Ausbau des Gefängniswesens, Workfare, Wirtschaftswachstum auf Pump, forcierte Privatisierung und Deregulierung, usw.). In der damaligen Debatte ging es dabei nicht nur um die Idee einer Negativen Einkommensteuer, wie sie von dem libertären Ökonomen Milton Friedman vorgeschlagen wurde, sondern ebenso um die Variante einer <em>Sozialdividende</em>, also einem echten <em>bedingungslosen Grundeinkommen</em>. Zwar dominierte die <em>Negative Income Tax</em> die politischen Diskussionen im Umfeld der konservativen Nixon-Administration und stand auch bei den staatlich beauftragten Sozialexperimenten im Vordergrund. Aber die gesellschaftliche Debatte war deutlich weiter gefasst und radikaler, mit Fürsprechern eines bedingungslosen Grundeinkommens wie Martin Luther King Jr., Robert Theobald, Margaret Mead, Erich Fromm, Hannah Arendt und anderen. </p>
<!--/wp:paragraph-->
<!--wp:paragraph-->
<p>Die erste Debattenkonjunktur in den USA hat wiederum der zeitlich später liegenden ersten Konjunktur in Deutschland in den 1980er-Jahren viele Stichworte geliefert. Zwar sind die USA erst seit Kurzem wieder dabei, über das Thema breiter zu diskutieren. Aber sie sind allem Anschein nach trotzdem schon im Begriff, sich zu einem zentralen Hotspot der weltweiten Grundeinkommensdiskussion der Gegenwart zu entwickeln.</p>
<!--/wp:paragraph-->
<!--wp:paragraph-->
<p>Nicht zu übersehen ist jedoch, dass für die deutsche, die US-amerikanische und die generelle Geschichte der Grundeinkommensidee aus Großbritannien entscheidende intellektuelle Impulse kamen, dem Land mit der Muße-erfahrenen Gentlemen-Kultur (Stichwort: „Leben, um (frei und selbstbestimmt) zu arbeiten, nicht (bloß) arbeiten, um zu leben.“) mit partieller Kontinuität zur Lebenserfahrung der Aristokratie. Tatsächlich lässt sich ein bedingungsloses Grundeinkommen insbesondere als eine „<a href="https://blog.manuelfranzmann.de/2019/07/10/demokratisierung-der-musse/">Demokratisierung der sozialstrukturellen Verfügbarkeit von Muße</a>“ verstehen. Diese Perspektive hat schon Thomas H. Marshall (der Doktorvater des Initiators der ersten Konjunktur in Deutschland, Lord Ralf Dahrendorf, an der <em>London School of Economics</em>) in seiner einflussreichen Abhandlung „Citizenship and Social Class" artikuliert, in der er die Fortentwicklung des Sozialstaats auf die Perspektive einschwor, jeden Bürger schlussendlich zur Gentlemen-Existenz zu verhelfen. Diese Perspektive spielt auch bei vielen anderen britischen Stimmen der Grundeinkommensdiskussion eine wichtige Rolle.[cite]</p>
<!--/wp:paragraph-->
<!--wp:paragraph-->
<p><br /></p>
<!--/wp:paragraph-->Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-51282924787082473492010-11-03T22:19:00.005+01:002020-01-05T13:14:20.965+01:00Der aktuelle Beschäftigungsoptimismus in historischer PerspektiveAngesichts der gegenwärtig zu beobachtenden, geradezu demonstrativen Feier der neuen Beschäftigungsstatistiken und daraus abgeleiteter angeblicher Vollbeschäftigungsperspektiven liegt es nahe, folgende Zahlen in Erinnerung zu rufen, die für Deutschland einen historischen Trend belegen, wonach die Arbeitsstundenproduktivität Jahr für Jahr in der Regel stärker wächst als das Wirtschaftswachstum, was ein Sinken des gesamtwirtschaftlichen Arbeitsvolumens zur Kehrseite hat:<br />
<a name='more'></a> <a href="http://lh3.ggpht.com/_-d-gns8tFSo/TNG2Nw-CsrI/AAAAAAAABkY/PnjHy4VZVUQ/s800/1960-2008.jpg" target="_blank"><img alt="image" border="0" height="385" src="https://lh5.ggpht.com/_-d-gns8tFSo/TNFHvnExHvI/AAAAAAAABlA/fI1ioGzEZTc/image%5B16%5D.png?imgmax=800" style="background-image: none; border-bottom-width: 0px; border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; border-top-width: 0px; display: inline; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;" title="image" width="578" /></a> <br />
(Für eine größere Ansicht Grafik anklicken!) <br />
Die obige Grafik beruht auf den vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) veröffentlichten, von 1960 bis 2008 reichenden Zahlen, die jedem Bürger in Gestalt des <a href="http://www.bmas.de/portal/38586/statistisches__taschenbuch__2009.html" target="_blank">Statistischen Taschenbuchs 2009</a> via Internet zur Verfügung stehen. Die Zahlen wurden von mir in eine grafische Darstellung übersetzt, welche die Entwicklung der verschiedenen Größen in Relation zueinander zeigt, beginnend von einem Stichjahr, hier das Jahr 1960. Wie das bei solchen “Index”-Grafiken üblich ist, wurden alle Größen für dieses Stichjahr auf den Wert 100 gesetzt. Die Grafik zeigt also keine absoluten Werte wie etwa die Höhe des realen Bruttoinlandsprodukts im Jahr 1960, sondern wie sich die jeweiligen Größen ausgehend von diesem Stichjahr und bezogen auf den für dieses Jahr festgelegten Ausgangswert 100 entwickelt haben. Der Vorteil einer solchen Darstellungsweise ist, dass Entwicklungstrends der jeweiligen Größen <em>in Relation zueinander </em>gegebenenfalls anschaulich werden. <br />
Die Grafik ist aber nicht nur darin relational. Auch die dargestellten Größen sind in sich relationale Größen. Zum Beispiel wurde nicht die Entwicklung des realen Bruttoinlandsprodukts dargestellt, sondern die des realen Bruttoinlandsprodukts <em>je Einwohner, </em>also ein Durchschnittswert, der von Effekten aus demografischen Veränderungen bereinigt ist. Wenn das Bruttoinlandsprodukt also nur deswegen gewachsen ist, weil auch die Bevölkerung gewachsen ist, sich somit die Zahl der “Wirtschaftssubjekte” erhöht hat, dann bleibt der Durchschnittswert dennoch gleich. Lediglich strukturelle Verschiebungen werden sichtbar! Auf diese Weise lassen sich Irreführungen vermeiden, wie sie z. B. dem prominenten Ökonomen Hans-Werner Sinn unterlaufen sind, wenn er in einem <a href="http://grundeinkommensblog.blogspot.com/2008/11/das-ende-der-bezahlten-arbeit.html" target="_blank">öffentlichen Streitgespräch mit Jeremy Rifkin</a> gegen die Hypothese einer “Krise der Arbeitsgesellschaft” (ähnliches auch in seinem Bestsellerbuch “Ist Deutschland noch zu retten?”) vorbrachte, dass in den USA von 1982 bis 2002 das gesamtwirtschaftliche Arbeitsvolumen um sage und schreibe 36 Prozent gewachsen sei, was er als enormen Beschäftigungserfolg gewertet hat, nicht erwähnend, dass im gleichen Zeitraum nach den Angaben des US Census Bureau die Bevölkerung um satte 24 Prozent angewachsen ist aufgrund einer nach deutschen Maßstäben geradezu riesenhaften Einwanderung. Ein Wachstum des Arbeitsvolumens, das auf schierer Bevölkerungsexpansion beruht, kann man natürlich gegen die genannte Hypothese nicht ins Feld führen.<br />
Auch allen anderen Größen in der Grafik sind relationale Größen: die Produktivität je Arbeitsstunde, die Erwerbsquote (Anteil der Erwerbspersonen, d. h. Erwerbstätige plus Erwerbslose, an der Wohnbevölkerung), die Beschäftigungs- bzw. Erwerbstätigenquote (Anteil der Erwerbstätigen an der Wohnbevölkerung), das Arbeitsvolumen je Einwohner und je Erwerbstätigen. Die Darstellung ist somit durch und durch relational. Das gilt selbst noch für den statistischen Übergang vom Jahr 1990, bis zu dem sich die Zahlen auf Westdeutschland beziehen, hin zum Jahr 1991, das bereits auf gesamtdeutschen Zahlen beruht. So habe ich mir den Kunstgriff erlaubt, die gesamtdeutschen Zahlen von 1991 auf das Niveau der für das gleiche Jahr verfügbaren Zahlen für Westdeutschland zu setzen. Man sieht also von 1990 zu 1991 noch, wie sich Westdeutschland fortentwickelt hat, und ab 1991 tritt dann Ostdeutschland in die Betrachtung hinzu – die Veränderungen ab 1991 stellen fortan die gesamtdeutsche Entwicklung der relationalen Größen dar.<br />
Was zeigt die Grafik? Am augenfälligsten ist die Schere in der Entwicklung der Arbeitsstundenproduktivität und des Wirtschaftswachstums bzw. BIP je Einwohner. So gut wie immer steigt die Arbeitsproduktivität um einen Prozentsatz an, der deutlich höher liegt, als der des Wirtschaftswachstums. Hier handelt es sich offenkundig um einen eindeutigen, stabilen Trend. Weitet man den Blick und schaut man sich auch die Zeit vor 1960 an, so zeigt sich, dass es sich um einen alten Trend handelt, der mehr oder weniger das gesamte Industriezeitalter ausfüllt. <br />
Was für eine Relevanz hat dieser Trend im Hinblick auf die Frage einer “Krise der Arbeitsgesellschaft”? Um diese Frage zu beantworten, ist ein entscheidungsanalytisches Vorgehen unerlässlich, das die gegebenen Handlungs- und Entscheidungsspielräume berücksichtigt und in ihren Konsequenzen ausbuchstabiert. Das kann ich hier nicht in der eigentlich nötigen Ausführlichkeit tun, aber ich kann zumindest die Richtung andeuten und ansonsten auf einen weiteren, am Ende genannten Text verweisen, in dem die Analyse ausführlicher durchgeführt ist – wenn auch sicherlich noch immer nicht ausführlich genug. Wenn man vereinfachend von den jährlichen Steigerungen der Arbeitsstundenproduktivität ausgeht, die natürlich ihrerseits auf veränderlichen infrastrukturellen, rechtlichen und am Ende vor allem auch kulturellen Voraussetzungen ruhen, stellt sich entscheidungsanalytisch die Frage, wie ein konkretes, modernes Gemeinwesen die durch Forschung und Entwicklung, durch “technischen Fortschritt” im weitesten Sinne ermöglichten Produktivitätssteigerungen <em>realisiert</em>. Drei Möglichkeiten kommen hier aus analytischer Perspektive grundsätzlich in Betracht. Die fortgeschrittenen Produktionspotentiale können genutzt werden <br />
<ol>
<li>zur Produktion von mehr Waren und Dienstleistungen (bzw. eines höheren Bruttoinlandsprodukts) und in der Folge gegebenenfalls auch zur Realisierung höherer Arbeits- und Kapitaleinkommen und Kaufkraft, </li>
<li>zur Senkung des Arbeitsvolumens (zur Minderung der Arbeitszeit je Erwerbstätigen oder auch zur Senkung der Beschäftigungsquote, der Erwerbsquote u. ä.) oder </li>
<li>zu einer Mischung von beidem. </li>
</ol>
Schaut man sich die historische Entwicklung an, so erscheint die dritte Möglichkeit bislang als der durchgängige, empirische Regelfall für eine sehr lange Periode, die augenscheinlich bis heute anhält. Für die Zukunft ist damit zu rechnen, dass die wohl weiterhin steigenden Produktionspotentiale ebenfalls nicht ausschließlich und vollständig zur Ausweitung der Produktion genutzt werden (können) – bei gleichbleibendem Arbeitsvolumen – , sondern anteilig immer wieder auch zur weiteren Senkung des Arbeitsvolumens. Für diese Prognose lassen sich Gründe anführen, die auf den ersten Blick zum Teil normativen Charakter zu haben scheinen, aber hier letzten Endes doch nur analytischen Zwecken dienen: <br />
Erstens ist es sehr fraglich, dass die <em>einseitige</em> Nutzung der gestiegenen Produktionspotentiale zur Produktionsausweitung auf Dauer eine realistische Option darstellt, da sie von der – wohl kaum durchweg gegebenen – Möglichkeit abhängt, die zusätzlich produzierten Waren und Dienstleistungen abzusetzen. Eine Produktionsausweitung in der Höhe der jährlichen Steigerung der Arbeitsproduktivität wäre aber nötig, wenn man die Alternative, die weitere Senkung des Arbeitsvolumens, fürchten muss, weil sie zur Verschärfung der “Arbeitslosigkeit” führen kann. Dass ein Wirtschaftswachstum in dieser dauerhaften Höhe wenig realistisch erscheint, dürfte kaum jemand bestreiten wollen. Natürlich gäbe es im Prinzip auch noch die Möglichkeit, auf den Einsatz von neuen Produktionspotentialen schlicht zu verzichten, aber diese Option können wir außer Acht lassen, weil dies in seiner objektiven Unvernunft offenkundig ist. Angesichts der Finanzkrise hat sich mittlerweile manifestiert, was kritische Geister schon länger befürchtet haben: Dass ein “Wachstum auf Kredit” (Rifkin), also ein Wachstum auf der Grundlage einer kreditfinanzierten Anhebung der Konsumnachfrage, wie sie sich in den USA seit Mitte der 1970er Jahre auf verschiedenen Ebenen entwickelt hat, langfristig desaströs ist, also auch kein gutes Rezept darstellt, die unter den gegenwärtigen Bedingungen benötige Vollbeschäftigung herbeizuführen. Praktische Konsequenzen wurden allerdings trotz Finanzkrise bislang kaum gezogen. (Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde Existenzformen ohne Erwerbsarbeit ihrer heute dominanten <em>Negativität</em> berauben, nicht umsonst spricht man immer von “Arbeits-losigkeit” und nicht von den positiven Tätigkeiten im Rahmen einer erwerbslosen Existenz. Wer keiner Erwerbsarbeit nachgeht, hätte zwar kein Erwerbseinkommen als Aufstockung seines Grundeinkommens, aber dafür auch das große Privileg einer völligen Freiheit von arbeitsvertraglichen Fremdbestimmungen und weiterhin zahlreiche Möglichkeiten der Bewährung bzw. sinnvollen Tätigkeit.) <br />
Zweitens, selbst wenn eine enorme Produktionsausweitung bzw. ein Wirtschaftswachstum in der Höhe der Steigerungen der Arbeitsproduktivität möglich wäre, bleibt die Vernünftigkeit eines solchen Weges doch höchst fragwürdig, in ökologischer und konsumkritischer Hinsicht. <br />
Drittens wäre es aber auch in sich sehr zweifelhaft, die andere Option, die Minderung des (Erwerbs-) Arbeitsvolumens, geringzuschätzen. Immerhin führt diese Minderung kehrseitig zur Vergrößerung der Spielräume eines Gemeinwesens an selbstbestimmter freier Zeit, der “Muße”, was neben dem materiellen Wohlstand ebenfalls einen Reichtum darstellt, ja für eine Kulturgesellschaft liegt darin der eigentliche Reichtum, der zugleich Voraussetzung einer radikalisierten “Wissensgesellschaft” ist. (Im Falle eines Grundeinkommens würde dieses Mußepotential, das in der griechischen Antike auf Sklavenhalterschaft aufbaute, dann das ständische Privileg der Aristokratie war und in der “bürgerlichen Gesellschaft” von bürgerlichen Eliten durch wirtschaftliche Bewährung als Exklusivität erworben wurde, endlich demokratisiert.) <br />
Angesichts dessen ist – zumindest wenn man sich durch eine vorhandene arbeitsgesellschaftliche Wertbindung die analytischen Sinne nicht vernebeln lässt – mit einer Fortsetzung des in der Grafik ebenfalls ersichtlichen Trends zum Sinken des Arbeitsvolumens (auch ein viel älterer Trend, der bis in das letzte Viertel des 19. Jahrhunderts zurückreicht, wie der Wirtschafts- und Sozialhistoriker Gerhard Schildt in einer neueren Aufbereitung des historischen Datenmaterials nachgewiesen hat, siehe Literaturangaben am Ende) ernsthaft zu rechnen. Natürlich ist die Zukunft immer offen und ist es denkbar, dass Parallelentwicklungen die arbeitslosigkeitsförderlichen Effekte des vorhandenen Trends zum sinkenden Arbeitsvolumen aufheben. Darauf setzen auch viele Hoffnungsträger der Arbeitsgesellschaft. Sie hoffen auf den demografischen Wandel und prognostizieren, dass dem Arbeitsmarkt zunehmend eine Entlastung durch das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus der Erwerbssphäre in den Ruhestand ins Haus steht. Das mag ja vielleicht tatsächlich so eintreffen und für eine zeitweilige Entschärfung der Arbeitslosigkeit sorgen. Nur das wäre eben bezeichnenderweise lediglich eine Vertagung des Problems auf ein paar Jahrzehnte später! Nicht gerade eine verantwortliche, zupackende Haltung. Außerdem kann es auch so kommen, wie es mit den Prognosen der Entwicklung der Studentenzahlen an den überfüllten Massenuniversitäten Ende der 1980er Jahre kam: Damals haben die Statistiker des Statistischen Bundesamts in Wiesbaden mit Verweis auf die demografische Entwicklung und den antizipierbaren Geburtenrückgang eine baldige naturwüchsige Lösung der Überlastung in Aussicht gestellt (siehe die “Jahrbücher” oder die “Datenreporte” dieser Zeit im Vergleich zu heute). Es kam völlig anders. Trotz des Geburtenrückgangs sind die Studentenzahlen weiter gestiegen. Etwas Ähnliches könnte sich auch auf dem Arbeitsmarkt ereignen. Die Hoffnung auf den demografischen Wandel ist daher trügerisch, und sie ist vor allen Dingen in sich eine Vertagung einer grundsätzlichen Problemlösung. Im Übrigen ist der ausflüchtige Hinweis auf die entlastenden Effekte des demografischen Wandels alles andere als neu. Er wurde bezeichnenderweise schon in den 1980er Jahren gegeben. Thomas Kieselbach bemerkte dazu in einem 1986 erschienen Buch an:<br />
<i><br /></i>
<i>"Die Hoffnung, der 'Arbeitsmarkt (werde) – auch aus der demographischen Entwicklung heraus – in 10 bis 20 Jahren ausgeglichen sein', bestätigt dabei eher eine naturalisierende Betrachtungsweise, als daß damit eine überzeugende politische Alternative zum ‘Sachzwang’ Massenarbeitslosigkeit eröffnet würde. [S. 124f. in: Hans O. Hemmer & Ingeborg Wahle-Homann (Hrsg.), Auf den Schrott geschmissen? Arbeitslose zwischen Resignation und Selbstfindung. Köln: Bund-Verlag]</i><br />
<br />
Kieselbach zitiert hier einen Zeitschriftenbeitrag von H. Rapp aus dem Jahre 1984 in der SPD nahen Zeitschrift “Die Neue Gesellschaft” (S. 494–509) mit dem Titel “Godesberger Erneuerung – Zum Bericht der Grundwertekommission beim Parteivorstand der SPD über die Weiterentwicklung des Godesberger Programms”. Wie lange will man sich noch an einer derart alten und fragwürdigen Hoffnung festklammern?<br />
Im Übrigen zeigt die obige Grafik anschaulich, was von dem notorisch vorgetragenen Argument zu halten ist, unserer Arbeitsgesellschaft ginge nicht die Erwerbsarbeit aus, vielmehr sei ein historischer Rekord an Erwerbstätigen zu verzeichnen. Dieser Rekord erscheint als besonders beeindruckend, wenn man die obige Grafik um zehn Jahre verkürzt und das Stichjahr 1970 wählt. Denn dann tritt eine Entwicklung aufgrund des verschobenen relationalen Ausgangspunkts deutlicher hervor, auf die sich die Anhänger der alten Arbeitsgesellschaft mit Vorliebe berufen: die beachtliche Zunahme der Beschäftigungsquote und noch stärker der Erwerbsquote in der Zeit von etwa 1975 bis heute. <br />
<a href="http://lh4.ggpht.com/_-d-gns8tFSo/TNG2N9Pr0WI/AAAAAAAABks/fsG7xg44BQ0/s800/1970-2008.jpg" target="_blank"><img alt="image" border="0" height="375" src="https://lh6.ggpht.com/_-d-gns8tFSo/TNHDCWXfScI/AAAAAAAABlI/-MDxIzBCfP4/image%5B17%5D.png?imgmax=800" style="background-image: none; border-bottom-width: 0px; border-left-width: 0px; border-right-width: 0px; border-top-width: 0px; display: inline; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;" title="image" width="580" /></a> <br />
(Für eine größere Ansicht Graphik anklicken!) <br />
Der Arbeitsökonom Jörg Althammer hat angesichts dessen schon im Jahr 2002 festgestellt<br />
<br />
<i>“dass die prekäre Beschäftigungssituation nicht auf einen Rückgang der Arbeitsnachfrage zurückzuführen ist; es ist vielmehr nicht gelungen, das gestiegene Erwerbspersonenpotenzial durch einen ebenso kräftigen Anstieg der Arbeitsnachfrage zu absorbieren. Insofern sind krisenhafte Erklärungsansätze, die einen säkularen Trend zur Freisetzung des Faktors Arbeit unterstellen, bereits im Ansatz verfehlt.” (Jörg Althammer: Erwerbsarbeit in der Krise? Zur Entwicklung und Struktur der Beschäftigung im Kontext von Arbeitsmarkt, gesellschaftlicher Partizipation und technischem Fortschritt. Berlin: Duncker und Humblot, 2002, S. 129)</i><br />
<br />
So kann man sich die Entwicklung natürlich wunderbar schön reden! Voraussetzung ist nur, dass man die historische Entwicklung des Arbeitsvolumens (erst recht in Relation zu Arbeitsproduktivität und Wirtschaftswachstum sowie im Hinblick auf die diversen Entscheidungsoptionen eines Gemeinwesens samt ihrer jeweiligen Folgen) übergeht und sich stattdessen zweckoptimistisch an der Rekorderwerbstätigenzahl der jüngeren deutschen Geschichte berauscht. Die Realität sieht allerdings, wie die Schaubilder zeigen, so aus, dass trotz Rekorderwerbstätigenzahl das Arbeitsvolumen weiter zurückgegangen ist. Ja, es ist sogar stärker zurückgegangen, als die Zahl der Erwerbstätigen bzw. Arbeitsplätze gestiegen ist. Wenn aber die Erwerbs- und Beschäftigungsquote steigen und zugleich das Arbeitsvolumen je Einwohner und je Erwerbstätigen noch stärker sinkt, dann zeigt dies, dass das kontinuierlich kleiner werdende Arbeitsvolumen im großen Umfang auf mehr Köpfe verteilt wird. Und dies geschieht nicht auf die geregelte Weise kollektiver Arbeitszeitverkürzungen, wie sich dies Gewerkschaftsfunktionäre und -intellektuelle früher vorgestellt haben, sondern es vollzieht sich “anarchisch”. <br />
Wie darin deutlich wird, ist das Arbeitsvolumen – logischerweise – ein sehr viel besserer Indikator für die Arbeitsnachfrage als die Erwerbstätigenzahl. Vergleicht man zudem die Entwicklung der Erwerbs(personen)quote, wie sie sich in der zweiten Grafik darstellt, mit der ersten Grafik, die bereits mit dem Jahr 1960 beginnt, so nimmt sich die neuere Entwicklung ab 1975 hin zu einer Rekorderwerbstätigenzahl historisch gar nicht mehr bemerkenswert aus. Denn in den Jahren von 1960 bis 1975, dem Jahr, in dem die moderne strukturelle Massenarbeitslosigkeit ihren Anfang nimmt, sind die Erwerbs(personen)quote und Beschäftigungsquote zunächst einmal gefallen, um daraufhin wieder zu steigen bis zu einem Punkt, der 2008 nur geringfügig über dem Wert von 1960 liegt, und das trotz des seit den 1980er Jahren ins Spiel kommenden “Normativs” einer flächendeckenden Erwerbsbeteiligung von Frauen. <br />
Ein Wort zum Schluss. Den Skeptikern des Vorschlags eines bedingungslosen Grundeinkommens, das als probate und einzig an der Wurzel des Problems der Massenarbeitslosigkeit ansetzende Lösung daherkommt, muss man zugestehen, dass die Proponenten dieses Vorschlags eine hohe Begründungslast tragen angesichts der Trageweite der anvisierten Reformen. Ein Grundeinkommen wäre tatsächlich in der Weite seiner Konsequenzen keine Kleinigkeit, umso wichtiger daher eine sorgfältige Diskussion der sich stellenden Fragen. Zu gemütlich sollten es sich Skeptiker vor diesem Hintergrund aber in ihrer Position sicherlich nicht machen, denn wenn die Diagnose einer “Krise der Arbeitsgesellschaft” stimmt, muss für das abwartende Festhalten an Erwerbsarbeit als Normalmodell entgegen dem beschriebenen Entwicklungstrend ein sehr hoher Preis gezahlt werden. Man ist also als Konservativer der Arbeitsgesellschaft keineswegs auf der sicheren Seite. Einiges ließe sich zudem dafür anführen, dass wir bereits heute einen hohen Preis zahlen. <br />
Literatur: <br />
Franzmann, Manuel (2010): “Einleitung. Kulturelle Abwehrformationen gegen die »Krise der Arbeitsgesellschaft« und ihre Lösung: Die Demokratisierung der geistesaristokratischen Muße”, in: Franzmann, Manuel (Hrsg.) Bedingungsloses Grundeinkommen als Antwort auf die Krise der Arbeitsgesellschaft. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, S. 11-103, kostenlos erhältlich unter der URL: <a href="http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/">http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/</a> <br />
Schildt, Gerhard (2010): “Die Abnahme der Arbeitszeit – ein säkularer Trend”, in: Franzmann, Manuel (Hrsg.) Bedingungsloses Grundeinkommen als Antwort auf die Krise der Arbeitsgesellschaft. Weilerswist: Velbrück Wissenschaf, S. 127-166, URL: <a href="http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/">http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/</a>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-90168397045817729252012-01-29T21:32:00.000+01:002020-01-05T13:11:23.262+01:00Sind 27 Prozent Grundeinkommensbefürworter in Deutschlands Bevölkerung "wenig" oder "viel"?In einer <a href="http://www.presseportal.de/pm/6329/2165343/stern-umfrage-frage-nach-gerechtigkeit-spaltet-die-deutschen-mehrheit-fuer-hoeheren?search=Gruner%2BJahr%2Cstern" target="_blank">Pressemitteilungvon Gruner+Jahr vom 14.11.2011</a> heißt es zu den Ergebnissen einer vom Nachrichtenmagazin
Stern in Auftrag gegebenen repräsentativen Umfrage des
Meinungsforschungsinstituts Forsa unter Bundesbürgern:<br />
<div class="MsoNormal">
<o:p></o:p></div>
<blockquote class="tr_bq">
„Wenig Anklang in der Bevölkerung findet ein staatlich garantiertes Grundeinkommen, wie es die Piratenpartei kürzlich auf ihrem Bundesparteitag beschlossen hat. Nur 27 Prozent der Bundesbürger unterstützen laut der stern-Umfrage diese Forderung. Auch bei den Wählern der Piraten halten das lediglich 32 Prozent für eine gute Idee.“</blockquote>
<div class="MsoNormal">
Ist diese Einschätzung, wonach 27 Prozent Grundeinkommensbefürworter
in Deutschlands Bevölkerung „wenig“ seien, realistisch? Das hängt vom
Betrachtungswinkel ab.<br />
<a name='more'></a><br />
Pflegt man eine <i>statische</i>
Betrachtung und legt dabei als Maßstab die Frage zugrunde, ob das
bedingungslose Grundeinkommen <i>aktuell</i> die zu seiner politischen Verwirklichung
erforderliche mehrheitliche Unterstützung in der Bevölkerung und im Parlament findet, ist die Einschätzung natürlich
zutreffend. Zu welchem Ergebnis gelangt man aber, wenn man eine weniger auf das
Hier und Jetzt der aktuellen politischen Realisierbarkeit fixierte „positivistische“
Betrachtung an den Tag legt, die <i>dynamische</i>
Aspekte berücksichtigt? Dieser Frage möchte ich ein paar Zeilen widmen und mir dabei
Forschungen des renommierten amerikanischen Religionssoziologen <a href="http://www.rodneystark.com/" target="_blank">Rodney Stark</a> zunutze machen, die sich auf
die Dynamik der Verbreitung neuer religiöser Ideen richten. Im Hinblick auf die
Entwicklung der Unterstützung der Grundeinkommensidee in der deutschen
Bevölkerung erweisen sich diese Forschungen als recht aufschlussreich und
anregend. Es zeigt sich auch immer wieder, dass die über alle Parteiungen,
Lagerbildungen und Interessengegensätze hinweggehende, polarisierende Wirkung
des Grundeinkommensvorschlags besonders damit zu tun hat, dass die Ebene
fundamentaler Wertbindungen und damit verbundener „religiöser“ (oder auch
säkularer) Ideen berührt wird. Insofern ist der Vergleich mit der Geschichte religiöser Ideen nicht so abwegig, wie es vielleicht auf den ersten Blick
scheinen mag.<br />
<br /></div>
Rodney Stark hat ursprünglich die dynamische Verbreitung religiöser Ideen im Verlaufe des 20. Jahrhunderts studiert und dabei auf ein reichhaltiges Quellenmaterial zurückgreifen können. Später hat er dann die dabei gewonnenen Einsichten dazu verwendet, auch den geschichtlich sehr viel weiter zurückliegenden Prozess der Entstehung des Christentums zu untersuchen. Diese Studie lohnt den Vergleich, wie noch deutlich werden soll – aber natürlich nicht deswegen, weil die kulturgeschichtlichen Dimensionen miteinander vergleichbar wären; die Entstehung und Geschichte des Christentums ist selbstverständlich ein sehr viel umfassenderer, komplexerer Prozess als die der Grundeinkommensdiskussion.<br />
<br />
<div class="MsoNormal">
Den Plot zu der äußerst instruktiven Studie von Rodney
Stark bildete die gelegentlich von Historikern erhobene Behauptung, die
erstaunlich schnelle und dynamische Verbreitung des Christentums in den Jahrhunderten
nach Christi Geburt im Mittelmeerraum bis zur Deklaration als römische Staatsreligion
unter Kaiser Theodosius I. im Jahr 380 n.Chr. sei nur durch (wundersame)
Massenbekehrungen erklärbar nach dem Muster einer Bergpredigt vor
großem Publikum, das daraufhin mehr oder weniger komplett konvertiert. Starks
Studie zeigt auf überzeugende, aufklärerische Weise, dass das nicht stimmt. Die
im Rückblick rasant wirkende Verbreitung des Christentums ist viel nüchterner
zu erklären, und dabei halfen ihm seine früheren Forschungen, z. B. zum enormen
Missionserfolg der Mormonensekte im 20. Jahrhundert (vgl. Stark 2005).
Betrachtet man sich nämlich die Verbreitung religiöser Ideen aus der Nähe, dann
zeigt sich, dass sie überwiegend über dauerhafte, verbindliche Nahbeziehungen
erfolgt: durch das Bohren dicker Bretter in der Überzeugung derjenigen, mit
denen man fest verbunden ist und zusammenlebt. So ist es z. B. so, dass die in
den USA verbreiteten Fernsehprediger („Teleevangelisten“) zwar via TV zu
Massenbekehrungen aufrufen und ihren Missionserfolg dann auch gerne mit zugesandten
Postkarten („Ja, ich habe mich Jesus verschrieben“) öffentlich „belegen“, aber
die angeblich Neubekehrten sind, wenn man das näher untersucht, zum größten
Teil schon längst vorher bekehrt worden und haben sich lediglich zu einer
Auffrischung oder neuen Spielart ihres Glaubens erwecken lassen. Die
eigentliche Überzeugung und Prägung ihrer Orientierung erfolgte meist im Kreise
ihrer Familien, Verwandten und Freunde. <o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Warum ist das so? Natürlich gibt es auch Fälle, die sich wegen
ihrer großen Neugier und Offenheit <i>allein</i>
aufgrund der Predigt eines Fremden via Fernsehen oder durch die Lektüre eines Buches
und ähnlichem zu einer neuen Wertbindung bewegen lassen. Und solche Fälle sind
auch in ihrer initiatorischen Funktion für die Verbreitung „religiöser“ Ideen ganz
entscheidend. Sie sind aber <i>zahlenmäßig</i>
meist nicht so bedeutend. Denn dazu bedarf es einer erheblichen Muße, die im
Erwachsenenleben in der Regel nur sehr beschränkt verfügbar ist – zumindest galt das bislang. Und es gibt auch nur eine begrenzte Zahl von Menschen, die als
Erwachsene <i>charakterlich</i> neugierig
geblieben sind. Der statistische Normalfall ist deswegen meist, dass man sich
erst mit einer Idee wirklich auseinandersetzt, wenn sie durch nahestehende
Personen in das eigene Lebensumfeld eindringt, sodass man um eine
Auseinandersetzung kaum noch herumkommt. Diese strukturelle Erklärung findet
man übrigens bei Rodney Stark nicht mehr, der sich darauf beschränkt, seinen
Forschungsbefund vergleichsweise vage als eine Verbreitung religiöser Ideen
über „Netzwerkstrukturen“ zusammenzufassen.<o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Damit diese Verbreitung funktioniert, bedarf es zumindest
ein paar neugieriger Menschen, die gewissermaßen als Brückenköpfe in die
alltägliche Lebenswelt mit ihren Verwandtschafts- und Freundeskreisen hineinwirken.
Diese Neugierigen setzen sich nicht nur aus ein paar charakterlich neugierig
geblieben Erwachsenen zusammen und einigen berufsmäßig Neugierigen wie
Künstlern, Wissenschaftlern und ähnlichem. Ganz entscheidend ist die „Jugend“,
die über die Generationenabfolge erheblich zur Verbreitung neuer Ideen beiträgt
und einen zentralen, in die Gesellschaft eingebauten Mechanismus der Entstehung
und Verbreitung des Neuen repräsentiert. Das gilt umso mehr, je größer das von
der Gesellschaft der Jugend zugestandene adoleszente Bildungsmoratorium ist,
das eine Verfügbarkeit von Muße bedeutet: sich unter der Bedingung der
Entlastung von praktischen Bewährungsaufgaben mit Dingen um ihrer selbst willen
beschäftigen zu können bzw. Dinge ausprobieren zu können. <o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Rodney Stark hat zusätzlich noch darauf hingewiesen, dass
auch „die Frauen“ einen großen Beitrag zur Verbreitung neuer religiöser oder
anderer Ideen leisten würden bzw. dass die Verbreitung des Christentums im Römischen
Reich besonders auch über diese lief, ähnlich wie es im berühmten
Hollywood-Film „Quo vadis“ mit Peter Ustinov als Nero dargestellt wird, wo sich
der etwas bornierte, aber die christliche Staatsgeisel Lygia leidenschaftlich liebende
römische General Marcus Vinicius vor diesem Hintergrund auch mit deren christlicher Überzeugung auseinandersetzt und dieser gegenüber allmählich öffnet. Es gibt
auch Studien zur Geschichte der Wählerschaft der Grünen, die zeigen, dass die allmähliche
Zuwendung zu dieser Partei etwa von Teilen der Wohlstandmilieus im Frankfurter
Speckgürtel (Bad Homburg, Kronberg usw.) in Laufe der 1980er und 1990er Jahren typischerweise
über die Ehegattinnen verlief. Man kann hier nur vermuten, dass dies
wahrscheinlich etwas mit den größeren strukturellen Mußepotentialen der wohlhabenden
„Hausfrauenexistenz“ zu tun hat, die in solchen Kreisen zum betreffenden
Zeitpunkt im Sinne der traditionellen Rollenteilung noch der Normalfall war.<o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Ein weiterer wichtiger Faktor der Verbreitung sind in
historischer Perspektive „Propheten“, in zeitgenössischer ihre Nachfolger, die
„Intellektuellen“, die mit dem zwanglosen Zwang des besseren Arguments im
Medium der politischen Öffentlichkeit mit ihrer gebildeten und argumentationsgewandten
Stimme neue Gesellschaftsentwürfe propagieren und vertreten. In der heutigen Grundeinkommensdiskussion
nimmt der Unternehmer Götz W. Werner diese grundlegende Funktion an vorderster Stelle
wahr. Das ist alles andere als selbstverständlich, denn in der Vergangenheit waren
die klassischen Intellektuellen nicht zufällig Schriftsteller, Wissenschaftler
usw., also Personen, die qua Beruf über eine besondere Erkenntnis- und Argumentationsfähigkeit
verfügten und im Hinblick auf politische Interessenlager eine relativ
unabhängige Position hatten und auch pflegten. Diesbezüglich steckt Werner in
einer gewissen Zwickmühle, die sich immer wieder darin äußert, dass sein
Eintreten für ein Grundeinkommen bei einigen schon allein wegen des Unternehmertums
(also seiner Zugehörigkeit zur „Kapitalseite“ im Interessengegensatz von „Kapital“
und „Arbeit“) für ein tiefes Misstrauen sorgt, was dann nicht selten zu hanebüchenen
Unterstellungen führt, gegen die sich Werner aber, das zeigt sich immer wieder,
in seiner Position schlecht wehren kann (aktuelle Beispiele: <a href="http://www.ndr.de/info/programm/sendungen/redezeit/grundeinkommen101.html" target="_blank">hier</a> und <a href="http://youtu.be/WqETxBbl0fQ" target="_blank">hier</a>). Allerdings ist es eben auch kein
Zufall, dass Werner und kein Schriftsteller, Wissenschaftler oder Künstler zur prophetischen
Speerspitze der Grundeinkommensbewegung geworden ist. Denn vor dem Hintergrund
des seit den 1990er Jahren durch und durch „verbetriebswirtschaftlichten“
Zeitgeistes (Oevermann), der manchmal mit dem etwas irreführenden Label „Neoliberalismus“
belegt wird, finden Personen, die nicht nach den Kriterien dieses Zeitgeistes sich
bewährt haben und ausgewiesen sind, kaum Gehör. Sie finden einfach nicht die nötige
Vorakzeptanz und den Kredit, um eine nennenswerte Zuhörerschaft zu finden,
wohingegen der Umstand, dass ein Unternehmer für ein Grundeinkommen eintritt, bei
den Medien bezeichnenderweise sogar für Sensationsinteresse sorgt. Offensichtlich
bedarf es also unter den besonderen Umständen unserer Zeit eines Unternehmers,
um den verbetriebswirtschaftlichten Diskurs von Innen aufzuknacken.<o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Intellektuelle liefern den Neugierigen und den anderweitig
in eine Auseinandersetzung hineingezogenen gewissermaßen den zu verdauenden
geistigen Stoff, womit wir bei einem weiteren wichtigen Punkt sind:<o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Die ganze Dynamik der Verbreitung funktioniert natürlich
nur, wenn religiöse Ideen tatsächlich einen substanziellen „Appeal“ haben und tragfähige
Lösungen für ungelöste Probleme in Aussicht stellen. Ist das nicht der Fall, werden
sie, sobald die Menschen Zeit und Muße haben, sich näher mit ihnen zu
beschäftigen, aussortiert und fallen gelassen. Rodney Stark findet in seiner
Studie handfeste Gründe dafür, warum das Christentum in der Konkurrenz mit dem
römischen Polytheismus attraktiv wirkte: z. B. weil es in seiner Lehre von der
Nächstenliebe seine Anhänger dazu motivieren konnte, bei den damals so verbreiteten
und bedrohlichen Seuchen nicht einfach wegzulaufen und die erkrankten Opfer ohne
Pflege sich selbst zu überlassen, sondern vielmehr zur aufopferungsvollen Hilfe
veranlasste, was enorme epidemiologische Vorteile hatte, die zu anschaulichen Erfolgen
führten und Wasser auf die Mühlen der christlichen Missionare waren. Auch beim
Grundeinkommensvorschlag bedarf es, damit die Dynamik der Verbreitung befeuert wird,
immer wieder gesellschaftlicher Anlässe bzw. der Krisenphänomene, die solche Evidenzerfahrungen
zu erzeugen bzw. zu erneuern vermögen.<o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Kommen wir wieder zurück zu den
eingangs erwähnten 27 Prozent Befürwortern eines Grundeinkommens in der deutschen
Bevölkerung Ende des Jahres 2011. Sollte das Grundeinkommen tatsächlich eine
Idee mit schlagender Überzeugungskraft sein, zeigt ein einfacher Vergleich,
dass wir eigentlich nicht mehr weit von seiner politischen Durchsetzung entfernt
sein können. Vergleichen wir trotz der Dimensionsunterschiede die heutige Lage
der Grundeinkommensdiskussion mit der zahlenmäßigen Verbreitung des
Christentums in den ersten Jahrhunderten, so wie sie Rodney Stark auf Basis von
Grabsteinzählungen u. a. präsentiert.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Tabelle 1:
Christliches Wachstum bei einer jährlichen Rate von 3,4 Prozent</div>
<div class="MsoCaption" style="page-break-after: avoid;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoCaption" style="page-break-after: avoid;">
<br /></div>
<table border="1" cellpadding="0" cellspacing="0" class="MsoTableLightShadingAccent1" style="border-collapse: collapse; border: none; margin-left: 14.2pt; mso-border-bottom-alt: solid #4F81BD 1.0pt; mso-border-bottom-themecolor: accent1; mso-border-top-alt: solid #4F81BD 1.0pt; mso-border-top-themecolor: accent1; mso-padding-alt: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; mso-yfti-tbllook: 1504; width: 72.88%;">
<tbody>
<tr>
<td style="border-bottom: solid #4F81BD 1.0pt; border-left: none; border-right: none; border-top: solid #4F81BD 1.0pt; mso-border-bottom-themecolor: accent1; mso-border-top-themecolor: accent1; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">Jahr<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="border-bottom: solid #4F81BD 1.0pt; border-left: none; border-right: none; border-top: solid #4F81BD 1.0pt; mso-border-bottom-themecolor: accent1; mso-border-top-themecolor: accent1; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">Zahl der
Christen<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="border-bottom: solid #4F81BD 1.0pt; border-left: none; border-right: none; border-top: solid #4F81BD 1.0pt; mso-border-bottom-themecolor: accent1; mso-border-top-themecolor: accent1; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">% der
Bevölkerung</span></b><b><span style="color: #365f91;">ⁱ</span><span style="color: #365f91;"><o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">40<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">1.000<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">--<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">50<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">1.397<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">--<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">100<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">7.434<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">--<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">150<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">39.560<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">0,07<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">180<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">107.863<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">0,18<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">200<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">210.516<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">0,35<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">250<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">1.120.246<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">1,90<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">300<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">5.961.290<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">9,90<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">312<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">8.904.032<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="background: #D3DFEE; border: none; mso-background-themecolor: accent1; mso-background-themetint: 63; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">14,80<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 8.78%;" valign="top" width="8%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">350<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.6%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<span style="color: #365f91;">31.722.489<o:p></o:p></span></div>
</td>
<td style="border: none; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 45.62%;" valign="top" width="45%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
<b><span style="color: #365f91;">52,90<o:p></o:p></span></b></div>
</td>
</tr>
<tr>
<td colspan="3" style="border-bottom: solid #4F81BD 1.0pt; border-left: none; border-right: none; border-top: solid #4F81BD 1.0pt; mso-border-bottom-themecolor: accent1; mso-border-top-themecolor: accent1; padding: 0cm 5.4pt 0cm 5.4pt; width: 100.0%;" valign="top" width="100%"><div align="right" class="MsoNormal" style="margin-bottom: 0.0001pt; text-align: right;">
ⁱ <b><span style="color: #365f91; font-size: 8pt;">Auf Grundlage einer Schätzung der Bevölkerung des römischen Reiches auf
60 </span></b><b><span style="color: #365f91; font-size: 8pt;">Millionen</span></b></div>
</td>
</tr>
</tbody></table>
<div class="MsoNormal" style="margin-top: 6.0pt;">
<span style="font-size: 8pt; line-height: 115%;">Sämtliche Zahlen in Tabelle 1 stammen aus: Rodney Stark (2007): Discovering God. </span><span lang="EN-US" style="font-size: 8pt; line-height: 115%;">The Origins of
the <br />Great Religions and the Evolution of Belief. </span><span style="font-size: 8pt; line-height: 115%;">New York: HarperOne<o:p></o:p></span></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Wie man nicht zuletzt anhand der Prozentspalte sehen kann,
dauerte es sehr lange, bis die Verbreitung christlicher Überzeugungen in der
Bevölkerung des Römischen Reiches zahlenmäßig ein Ausmaß annahm, das wirklich
ins Gewicht fiel. Es dauerte 350 Jahre, bis das Christentum die 50 Prozent überschritt.
Der Anteil blieb die ersten 250 Jahre trotz eines stetigen Zuwachses im
Ergebnis marginal klein. Und in den letzten 50 Jahren ging dann alles sehr schnell.
Im Jahr 313 hieb Kaiser Konstantin der Große angesichts des schon fast 15
Prozent ausmachenden Anteils an Christen das Verbot dieser Religion auf. Im
Jahr 350 waren ihre Anhänger aber schon in der <i>absoluten</i> Mehrheit mit mehr als der Hälfte der Bevölkerung und wurde
sie im Jahr 380 durch Kaiser Theodosius I. schließlich zur Staatsreligion erklärt. Was
können wir daraus im Hinblick auf unser Thema lernen? Schauen wir uns dazu die
Zahlen nochmals als Graphik an:<o:p></o:p><br />
<br /></div>
<div class="MsoCaption" style="page-break-after: avoid;">
Abbildung 1: Die 27 Prozentmarke im Kontext einer exponentiellen
Wachstumskurve<o:p></o:p><br />
<br />
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjN6XduGMCEahjYIs2l5FVchiS-Q2ncJguwSql3YBNugb6R7rvji6g-EoMn0DkWwt4hqeXhfoqsLbYWeeVhla-vIlJemQNEFv1NqnjLrOb5cF9geqrFQw6EOt8k_q29Uc9By9IVyf6PcQk/s1600/grafik3.png" imageanchor="1" style="clear: left; display: inline !important; margin-bottom: 1em; margin-right: 1em; text-align: center;"><img border="0" height="317" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjN6XduGMCEahjYIs2l5FVchiS-Q2ncJguwSql3YBNugb6R7rvji6g-EoMn0DkWwt4hqeXhfoqsLbYWeeVhla-vIlJemQNEFv1NqnjLrOb5cF9geqrFQw6EOt8k_q29Uc9By9IVyf6PcQk/s400/grafik3.png" width="400" /></a></div>
<div class="MsoNormal">
(Zum Vergrößern auf Grafik klicken!)
<br />
<br />
Wie man in der Grafik noch besser sieht, ist das Wachstum <i>exponentiell</i>. Und das liegt in der Natur
der Sache. Es erklärt sich durch den Mechanismus einer Verbreitung über
„Netzwerkstrukturen“, der den Löwenanteil ausmacht. Eine solche Verbreitung
dauert seine Zeit, aber ihr Effekt steigert sich enorm, weil mit jeder
Verbreitung die Zahl der dann parallel verlaufenden Verbreitungsprozesse
zunimmt, sodass der Gesamteffekt exponentiell anwächst. Die Verbreitung des
Christentums brauchte dementsprechend einen langen Anlauf, aber am Ende ging
alles sehr flott. Sollte das Grundeinkommen tatsächlich, wie seine Befürworter
immer wieder behaupten, eine „Idee sein, deren Zeit gekommen ist“, dann lehren
uns die Erkenntnisse aus der Forschung zur Verbreitung religiöser Ideen, das
die Verbreitung mit 27 Prozent Grundeinkommensbefürwortern in der Bevölkerung bereits
als sehr weit fortgeschritten anzusehen wäre, zumal der Prozentsatz an
Befürwortern in der Bevölkerung in den 1980er Jahren, in denen es bereits eine
erste Konjunktur der Grundeinkommensdiskussion im Umfeld des Bamberger Soziologentags von 1982 zur "Krise der Arbeitsgesellschaft", der Partei der Grünen und der Arbeitsloseninitiativen gegeben hat,
mit Sicherheit marginal war und bis heute stetig zugenommen hat. Wie die obige Grafik darstellt, wurde die 27 Prozentmarke in der Geschichte des Christentums unter historisch völlig anderen und denkbar
ungünstigeren Bedingungen wahrscheinlich nur zwanzig Jahre vor dem Erreichen der 50
Prozentmarke passiert! (Diese Schätzung ergibt sich, wenn man die von Rodney Stark berechneten Prozentanteile zu verschiedenen Zeitpunkten zu einer Trendkurve verbindet.) Man muss in der Gegenwart angesichts der Massenmedien
und verschiedener anderer Fortschritte natürlich davon ausgehen, dass sich
religiöse Ideen schneller als vor 2000 Jahren verbreiten, vermutlich sogar sehr
viel schneller.<br />
<br />
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
Allerdings lassen sich Generationenprägungen auch heute
nicht so ohne Weiteres einfach aushebeln und der erneuernde Rhythmus der
Generationenabfolge überspringen. Unübersehbar ist aber das folgende. Es wächst
eine junge Generation heran, deren objektive Lage nicht nur in verschiedener
Hinsicht den Grundeinkommensvorschlag attraktiv erscheinen lässt (Stichworte:
Generation Praktikum, Jugendarbeitslosigkeit in Europa und in der Welt, Zerstörung von
Freiräumen der Bildung, prekäre Aussicht der Alterssicherung). Deren politisch engagierter Teil spricht sich auch bereits
heute zu einem hohen Anteil für ein Grundeinkommen aus. So hat die Junge Union,
die Jugend der CDU, nach Kräften den <a href="http://www.solidarisches-buergergeld.de/" target="_blank">Bürgergeldvorschlag</a> des
früheren thüringischen Ministerpräsidenten Dieter Althaus unterstützt. Die
Jugend der Grünen ist zum überwiegenden Teil auf Grundeinkommenskurs, und auf
dem Grünen-Parteitag von 2007, als der Vorschlag zur Entscheidung stand und
immerhin 40 Prozent errang, war es vor allem das mit den Hartz IV-Gesetzen und
dem Konzept des „aktivierenden Sozialstaats“ verwobene alte Parteiestablishment,
das eine deutliche Mehrheit pro Grundeinkommen verhinderte. Nun gibt es sogar eine
neue Parlamentspartei, die <a href="http://www.piratenpartei.de/" target="_blank">Piraten</a>,
die als erste das Grundeinkommen in ihr Wahlprogramm aufgenommen hat und
unübersehbar vor allem von Angehörigen der jungen Generation getragen wird. Die
Verdi-Jugend treibt die Diskussion in den Gewerkschaften voran. Der BDKJ (Bund
der Deutschen Katholischen Jugend) hat sich für ein Grundeinkommen
ausgesprochen, um nur einige aufsehenerregende Beispiele zu nennen. Ähnlich wie die
aktivierende Arbeitsmarktpolitik in ihren geistigen Grundlagen vor allem ein
Projekt der 1968er-Generation und der ihr nachfolgenden Generationen ist (näheres
dazu siehe Franzmann 2010) und mit der Wahl von Gerhard Schröder zum
Bundeskanzler politisch durchgesetzt wurde, so wird vielleicht auch schon mit
der Wahl eines Kanzlers aus der heutigen Jugendgeneration das Grundeinkommen
eingeführt.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
<br /></div>
<div class="MsoNormal">
Literatur:<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal">
</div>
<ul>
<li>Franzmann, Manuel
(2010): „Einleitung. Kulturelle Abwehrformationen gegen die »Krise der
Arbeitsgesellschaft« und ihre Lösung: Die Demokratisierung der
geistesaristokratischen Muße“. in: Manuel Franzmann (Hrsg.), <i>Bedingungsloses
Grundeinkommen als Antwort auf die Krise der Arbeitsgesellschaft</i>.
Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, S. 11-103, URL: <a href="http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/">http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/</a></li>
</ul>
<ul>
<li>Haigner, Stefan D.; Jenewein, Stefan; Schneider, Friedrich
& Wakolbinger, Florian (2010): Bedingungsloses Grundeinkommen. Eine Studie
der Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH. Innsbruck:
Gesellschaft für Angewandte Wirtschaftsforschung mbH [Die durch Götz W. Werner
finanzierte Studie fasst Ergebnisse einer Bevölkerungsumfrage zum
Grundeinkommensvorschlag aus dem Jahr 2010 zusammen]</li>
</ul>
<ul>
<li>Stark, Rodney (1997): Der
Aufstieg des Christentums. Neue Erkenntnisse aus soziologischer Sicht. <span lang="EN-US">Weinheim:
Beltz Athenäum</span></li>
</ul>
<ul>
<li>Stark, Rodney (1997): The Rise of Christianity. How the Obscure, Marginal
Jesus Movement Became the Dominant Religious Force in the Western World in a
Few Centuries. San Francisco: HarperSanFrancisco</li>
</ul>
<ul>
<li>Stark, Rodney (2005): The Rise of Mormonism. New York: Columbia University
Press</li>
</ul>
<ul>
<li>Stark, Rodney (2007): Discovering God. The Origins of the Great Religions
and the Evolution of Belief. New York: HarperOne</li>
</ul>
<o:p></o:p><br />
<div class="MsoNormal">
<o:p></o:p></div>
Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0Deutschland51.165691 10.45152646.068616500000005 0.34410399999999974 56.2627655 20.558948tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-21922665017316418392012-03-20T20:06:00.000+01:002020-01-05T13:07:29.458+01:00Grundeinkommen statt schuldenfinanziertes WirtschaftswachstumDie USA wurden vor der Zeit der Finanzkrise oft ziemlich unkritisch als Land einer erfolgreichen Beschäftigungspolitik gepriesen, das die Möglichkeit niedriger Arbeitslosenraten beweise. So auch vom prominenten Ökonomen <a href="https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Werner_Sinn" target="_blank">Hans-Werner Sinn</a>, der zwar "ungesunde" Entwicklungen in diesem Land bereitwillig einräumte, sie aber aus seiner Beurteilung der Beschäftigungspolitik einfach ausklammerte, wie z. B. in der wenige Monate nach der Bundestagswahl von 2005 abgehaltenen öffentlichen Diskussion mit Jeremy Rifkin zum Thema „Das Ende der (bezahlten) Arbeit?“, die vom Wahlsieger CDU veranstaltet wurde (vgl. meinen <a href="http://grundeinkommensblog.blogspot.de/2008/11/das-ende-der-bezahlten-arbeit.html" target="_blank">Artikel von 2008</a>). Rifkin hat in dieser Diskussion darauf hingewiesen, dass das von Sinn gepriesene "Beschäftigungswunder" der USA (ante Finanzkrise) maßgeblich auf einer Politik des schuldenfinanzierten Wirtschaftswachstums basiere, aber Sinn war dadurch nicht dazu zu bewegen, dies in seine Beurteilung aufzunehmen.<br />
<a name='more'></a><br />
Wie fatal diese Ignoranz sowohl in analytischer wie auch praktischer Hinsicht ist, zeigt ein <a href="http://www.streettalklive.com/daily-x-change/764.html" target="_blank">Artikel des amerikanischen Finanzanalysten Lance Roberts</a> auf, der den Zusammenhang von Schuldenentwicklung und Wirtschaftswachstum zum Gegenstand hat. Roberts präsentiert dort Grafiken, die dokumentieren, dass die Wirtschaft, von der auch die Beschäftigung abhängt, in den USA bis zum Jahr 1982 schneller gewachsen ist als die Schulden. Seitdem verhält es sich umgekehrt! Die Schulden wachsen schneller als die Wirtschaft, deutlich schneller (vgl. diese <a href="http://www.streettalklive.com/images/stories/1dailyxchange/debt-to-gdp-032012-2.png" target="_blank">Grafik</a>). Das zeigt auch die Entwicklung des „schuldenfreien Bruttoinlandsprodukt-Wachstums“ (Debt Free GDP Growth), also des Wirtschaftswachstums abzüglich des schuldenfinanzierten Wirtschaftswachstums. Bis 1982 ist dieses Wirtschaftswachstum noch positiv, danach sinkt aber die Kurve ins Minus, und zwar zunehmend steiler (vgl. die oben schon genannte Grafik). Die USA müssen also die wenigen Prozente an positivem Wirtschaftswachstum im Jahr zunehmend durch ein Vielfaches an Schulden stützen und subventionieren. Roberts:<br />
<blockquote class="tr_bq">
„Prior to 1980 it took on average, beginning with 20 cents in 1952 and rising to 80 cents at the end of 1980, 37 cents of debt to finance $1 of GDP. Today, that same $1 dollar of GDP growth requires a little more than $4 dollars to finance it. That's right - $4 of debt to finance $1 of GDP.“ ( Lance Roberts, "Why 4% GDP Will Remain Elusive", 20.03.2012, <a href="http://www.streettalklive.com/daily-x-change/764.html" target="_blank">URL</a>)</blockquote>
Eine absurde Entwicklung, die das von Obamas Kabinett anscheinend projektiv eingeplante zukünftige Wirtschaftswachstum von 4 Prozent infrage stellt. Denn der von Roberts dargestellten Logik zufolge müsste dazu dann wiederum ein Vielfaches an neuen Schulden gemacht werden. Dies ruft wieder mal danach, sich endlich von Erwerbsarbeit als Normalmodell zu verabschieden, denn was sonst motiviert Politiker dazu, seit nun gut 30 Jahren zu immer höheren Kosten das Wirtschaftswachstum zu subventionieren? Ohne ein Grundeinkommen ist ein solcher Abschied strukturell unmöglich, <i>mit ihm </i>eröffnen sich völlig neue Alternativen, auch des Wirtschaftswachstums, wage ich zu behaupten, eines Wirtschaftswachstums, das wegen dieser Befreiung vom strukturellen Zwang, dadurch Arbeitsplätze sichern und schaffen zu müssen, in ökologischer und konsumbezogener Hinsicht vernünftig ist. Wirtschaftswachstum bedeutet nämlich nicht automatisch ökologischer Raubbau und Konsumismus.Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-26684697923307991142016-05-20T19:59:00.001+02:002020-01-05T13:06:40.795+01:00BGE im Kontext von Modernisierung, Säkularisierung und Sozialstaatsentwicklung<div>
Auf dem <a href="http://kongress2014.soziologie.de/de/aktuelles.html" target="_blank">Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2014</a> in Trier habe ich einen Vortrag in der gemeinsamen Veranstaltung der Sektion Sozialpolitik und Sektion Religionssoziologie gehalten, in dem ich das bedingungslose Grundeinkommen im Kontext einer Theoriediskussion thematisiere, die einen Zusammenhang zwischen existenzieller Sicherheit und Säkularisierung herstellt. <br />
<a name='more'></a>Und zwar knüpfe ich an das von Pippa Norris und Ronald Inglehart im Jahr 2004 veröffentlichte Buch „<a href="https://books.google.de/books?id=ObwtZ36m1hwC&printsec=frontcover&hl=de&source=gbs_ge_summary_r&cad=0#v=onepage&q&f=false">Sacred and Secular. Religion and Politics Wordwide</a>“ an, das 2011 in einer zweiten Auflage erschienen ist. In ihm formulieren sie eine revidierte Säkularisierungstheorie, die den darin statistisch in eindrucksvoller Breite nachgewiesenen Zusammenhang zwischen existenzieller Sicherheit und Säkularisierung erklären soll. Ihr Beitrag bringt eine wichtige Diskussion voran. Allerdings folgt ihr theoretischer Erklärungsversuch einem kritikwürdigen, einseitigen Materialismus, der begrifflich mit ausgesprochen reduzierten Mitteln arbeitet und nicht überzeugend ist. Ich schlage vor dem Hintergrund eigener, umfangreicher fallanalytischer Säkularisierungsforschung eine alternative Theorie vor, in deren Licht die Einführung eines bedingungslosen Grundeinkommens zudem als folgerichtiger nächster Schritt in der Sozialstaatsentwicklung erscheint. Der aus dem Vortrag entstandene Aufsatz ist nun online auf dem Publikationsserver der Deutschen Gesellschaft für Soziologie verfügbar.<br />
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Bibliographische Angaben:<br />
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Franzmann, Manuel (2016): <b>Zur Theorie des Zusammenhangs von existenzieller Sicherheit und Säkularisierung bei Pippa Norris und Ronald Inglehart. Anmerkungen aus Sicht einer fallanalytischen Säkularisierungsforschung.</b> In: S. Lessenich (Hg.) Verhandlungen der Kongresse der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Band 37. Online unter URL: <a href="http://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband/article/view/90" target="_blank">http://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband/article/view/90</a>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-38210424611734894242014-05-15T15:55:00.001+02:002020-01-05T13:06:13.871+01:00Vier Thesen zum Thema Grundeinkommen und EuropaDie folgenden Thesen dienten als Diskussionsauftakt für die Abschlussdiskussion „Wie wir künftig in Europa leben wollen – z. B. mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen!?“ der Hamburger Utopiewochen 2014 am 10. Mai.<br />
<a name='more'></a><br />
<div class="MsoNormal">
1. These: Die Eurokrise hat für die Allgemeinheit deutlich werden lassen, dass frühe Warnungen von Ökonomen zutreffen, die einen gemeinsamen Währungsraum ohne politische Union als auf Dauer nicht tragfähig sahen. Der gegenwärtige Zustand ist demzufolge perspektivisch unhaltbar und weiterhin krisenanfällig. Europa muss sich entscheiden zwischen einer Rückabwicklung der Eurozone oder der konsequenten Fortbildung der Europäischen Union zu einem integrierten europäischen Bundesstaat - was realistischerweise nur mit einer Gruppe von Avantgardeländern möglich ist, die voranschreiten. Alles andere löst die Probleme nicht an der Wurzel. Das scheint so sicher wie das Amen in der Kirche. Zwar bildet die zunehmende politische Polarisierung zwischen Euroskeptikern und Anhängern der fortschreitenden Europäischen Integration diese Entscheidungssituation bereits deutlich ab. Dennoch ist erstaunlich, wie wenig sie bisher in der Öffentlichkeit artikuliert wird und hinter vagen Diskussionen um „Mehr“ oder „Weniger“ Europa tendenziell verschwindet. Auch nützt es nichts, sich die Diskussion über sie unter Verweis auf unüberwindlich scheinende Schwierigkeiten der Verwirklichung eines Bundesstaates von vorneherein zu sparen. Am ehesten noch scheinen aktive Europapolitiker zu ahnen, dass Europa am Scheideweg steht. Berufene Krisendeuter, Intellektuelle, Europa-Experten dagegen tun sich überwiegend schwer damit, das Problem zu konstatieren.<span style="text-indent: -18pt;"> </span><a href="http://www.euractiv.de/sections/eu-innenpolitik/kann-der-euro-ohne-eine-politische-union-ueberleben-301974" style="text-indent: -18pt;" target="_blank">WeiterführendeLektüre</a></div>
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<div class="MsoListParagraph" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
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2. These: Zu einem europäischen Bundesstaat gehört auch eine starke soziale Dimension. Ein bedingungsloses Grundeinkommen in Europa böte, abgesehen von den guten Gründen, die auch unabhängig von Europa schon für es sprechen, die Möglichkeit, sie auf relativ einfache Weise sehr deutlich in Erscheinung treten zu lassen, ohne dass man dabei sogleich das hochkomplexe Problem lösen müsste, die sehr heterogenen Sozialstaatsregelungen der verschiedenen Mitgliedsländer in einer praktikablen, für alle akzeptablen und halbwegs konsistenten Synthese zusammenzuführen. Man könnte nämlich das BGE einfach von unten als Sockeleinkommen quer durch Europa den verschiedenen Sozialstaatsregelungen hinzufügen und Letztere erst einmal on top in ihrer Diversität fortbestehen lassen. Der Ausbau der sozialen Dimension der EU ließe sich so unmittelbar wirksam vorantreiben und man gewönne zugleich die nötige Zeit, an einer langfristigen Synthese der diversen Sozialstaatsregelungen zu arbeiten, die man nicht alle durch das Grundeinkommen substituieren kann.<o:p></o:p></div>
<div class="MsoListParagraph" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<br /></div>
3. These: Ein bedingungsloses Grundeinkommen würde der Europapolitik grundlegende Alternativen bieten zu dem bisherigen Krisenmanagement, das die am Zustandekommen der Krise beteiligten Großbanken und Anleger mit Mitteln der öffentlichen Hand rettet, jedoch unbescholtenen Bürgern in den Krisenstaaten drastische Einschnitte zumutet und die Steuerzahler der reicheren Länder ebenfalls belastet. Einflussreiche Krisendeuter wie Fritz Scharpf, der der Sozialdemokratie nahesteht, halten diese Politik mehr oder weniger für ausweglos angesichts der Tatsache, dass die Mitgliedstaaten durch die Einführung der gemeinsamen Währung die Möglichkeit der Währungsabwertung nicht mehr haben. Es bliebe, so Scharpf, nur noch die Möglichkeit der „inneren Abwertung“ durch Lohnsenkungen, Arbeitsmarktflexibilisierung, usw. (Aus solchen Argumentationen speist sich natürlich schnell ein Euroskeptizismus.) Scharpf hat auf einer Konferenz in Amsterdam 2013 vor diesem Hintergrund auch den Gedanken einer europäischen Arbeitslosenversicherung verworfen, weil ein Arbeitslosengeld in ordentlicher Höhe die zur wirtschaftlichen Gesundung nötigen Lohnsenkungen konterkarieren würde, da es zu niedrigen Löhnen in Konkurrenz träte. Das bedingungslose Grundeinkommen kennt ein solches Dilemma gerade nicht! Als bedingungslose Zahlung tritt es nicht in Konkurrenz zu niedrigen Löhnen. Daher eröffnete es gleichermaßen Möglichkeiten für wirtschaftliche Strukturanpassungen und europäische Solidarität mit Not leidenden Bürgern. Außerdem würde es auch die Konsumnachfrage in der Breite sicherstellen, somit der viel kritisierten „Austeritätsfalle“ vorbeugen. Man möge sich auch einmal vorstellen, was es für Not leidende Bürger des Südens, nicht zuletzt die arbeitslose Jugend, in ihrem Verhältnis zur Europäischen Union bedeuten würde, wenn sie zwar weiterhin Strukturanpassungen zu ertragen hätten, aber zugleich eine derartige ökonomische Basis, wie sie es ein bedingungsloses Grundeinkommen darstellte, ohne jede Bedingung über die Europäische Union bereitgestellt bekämen.<br />
<div class="MsoListParagraph" style="mso-list: l0 level1 lfo1; text-indent: -18.0pt;">
<br /></div>
4. These: Philippe Van Parijs hat mit einleuchtenden Argumenten das bedingungslose Grundeinkommen unter dem Stichwort der „Eurodividende“ als einen Weg zur Stabilisierung der Eurozone starkgemacht unter Rückgriff auf wirtschaftswissenschaftliche Theorien zu „optimalen Währungsräumen“ (<a href="http://www.social-europe.eu/2013/07/the-euro-dividend/" target="_blank">1</a> - <a href="http://www.theglobaljournal.net/article/view/1038/" target="_blank">2</a> - <a href="http://www.euractiv.com/sections/social-europe-jobs/van-parijs-unconditional-basic-income-europe-will-help-end-crisis-301503" target="_blank">3</a>). Sein Vorschlag wirft eine Folgefrage auf: Ist eine solche Eurodividende ohne gleichzeitige oder vorausgehende politische Union überhaupt denkbar? Van Parijs lässt diese Frage offen. Ich bin der Meinung, nein! Warum? Kurz geantwortet: Die Solidaritätsfrage drängt Europa dazu, sich als politische Gemeinschaft zu konstituieren. Nur im Rahmen einer solchen verfassten Gemeinschaft können auf Dauer angelegte Solidaritätslasten unter gleicher Beteiligung aller Bürger und Mitgliedsländer gerecht verteilt und geregelt werden. Es gibt zwar auch jetzt schon nicht unbeträchtliche Zahlungsflüsse, die faktisch der europäischen Solidarität dienen (EZB-Staatsanleiheaufkäufe zugunsten Not leitender Länder, die vergangene Verschuldung der Krisenstaaten, die allerdings unter der Prämisse einer Rückzahlungsillusion der Gläubiger erfolgt ist (siehe Vobruba), deren drohende Verluste am Ende durch Rettungsmaßnahmen teilweise bei den zahlungskräftigen Staatshaushalten landeten). Aber das geschieht noch eher ad hoc und auf verdeckte Weise. Wo es offen thematisiert und eingeklagt wird, wie etwa bei den von Manchen geforderten „Eurobonds“, wird es sofort zum Problem, nicht zuletzt, weil bisher der vergemeinschaftete politische Rahmen fehlt.<br />
<br />
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Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-55411973972617806132017-04-16T21:49:00.001+02:002020-01-05T13:04:27.994+01:00Aufsatz zu Max Weber, zur Arbeitsethik und zum bedingungslosen Grundeinkommen<a href="https://www.manuelfranzmann.de/2017/03/22/aufsatz-zu-max-weber-im-hinblick-auf-das-schicksal-der-arbeitsethik-heute-und-mit-grundeinkommen/test/#main" rel="attachment wp-att-624" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img alt="" class="alignright wp-image-624 size-medium" height="300" src="https://www.manuelfranzmann.de/mfde/wp-content/uploads/2017/03/test-212x300.jpg" width="212" /></a>Diskussionen zum Reformvorschlag eines bedingungslosen Grundeinkommens werden insbesondere durch die Frage geprägt, ob bei seiner Einführung noch genügend Anreize zur Arbeit verbleiben bzw. ob die große Mehrheit der Bürger sich weiterhin an der Erledigung notwendiger gesellschaftlicher Arbeit beteiligt. Die Frage berührt jedoch nicht allein ökonomische Anreize, wie sie bei Betrachtungen im Mainstream der heute öffentlich sichtbaren Wirtschaftswissenschaft einseitig im Vordergrund stehen, sondern auch eine intrinsische Arbeitsmotivation. Der Aufsatz konzentriert sich auf diesen Aspekt der Diskussion und fragt aus einer soziologischen Perspektive nach dem Schicksal der Arbeitsethik in der Gegenwart und in einer möglichen Zukunft mit bedingungslosem Grundeinkommen. Er nimmt dabei ausführlich auf die klassische Perspektive Max Webers Bezug, die zudem bemerkenswerte Affinitäten zur Idee eines BGEs aufweist, welche in der Diskussion bisher kaum Thema waren. Empirische Grundlage der thesenhaften Überlegungen ist eine insbesondere fall- und biografieanalytische soziologische Forschung in der Arbeits-, Religions- und Bildungssoziologie sowie im Bereich Sozialpolitik, die dem methodologischen Anspruch folgt, dass die Präzision der begrifflich-theoretischen Analyseinstrumente in den Sozial- und Wirtschaftswissenschaften empirisch vor allem aus der Versenkung in konkrete Fälle entsteht.<br />
<br />
Bibliografische Angaben:<br />
<div class="csl-bib-body">
<div class="csl-entry">
<span class="citeproc-author">Franzmann, Manuel</span> <span class="citeproc-year-date">(2017 ):</span> <span class="citeproc-title"><strong>Zum Schicksal der 'Arbeitsethik' in der Gegenwart und in einer möglichen Zukunft mit bedingungslosem Grundeinkommen. Soziologische Thesen mit Bezug auf Max Weber. (</strong>Arbeitspapier).</span> <span class="citeproc-publisher"><span class="citeproc-publisher-place">Siegen</span>: Universitätsbibliothek der Universität Siegen.</span> <span class="citeproc-access">26 Seiten. URN: <a href="http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:467-11169">http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:hbz:467-11169</a>.</span></div>
<div class="csl-entry">
</div>
</div>
<span class="bibsonomycsl_download"><a href="http://dokumentix.ub.uni-siegen.de/opus/volltexte/2017/1116/pdf/Franzmann_Zum_Schicksal_der_Arbeitsethik.pdf">Download</a> -</span> <span class="bibsonomycsl_url"><a href="http://dokumentix.ub.uni-siegen.de/opus/volltexte/2017/1116/" target="_blank">UB-Siegen</a></span>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-16844375390493278782019-08-04T15:27:00.003+02:002019-08-04T15:38:35.040+02:00Ringvorlesung "Das bedingungslose Grundeinkommen in der (akademischen) Diskussion"Interdisziplinäre Ringvorlesung zum bedingungslosen Grundeinkommen an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel im Sommersemester 2019.<br />
<br />
<div>
Organisation: Dr. Manuel Franzmann, Universität Kiel, <a href="http://www.manuelfranzmann.de/">www.manuelfranzmann.de</a></div>
<div>
Veranstaltungs-Internetseite: <a href="https://www.youtube.com/redirect?q=https%3A%2F%2Fwww.bge.uni-kiel.de&redir_token=u3ao7zEDnsIA820Kp4BEDLTBb4x8MTU2NTAxMTU2NkAxNTY0OTI1MTY2&event=playlist_description">https://www.bge.uni-kiel.de</a><br />
Youtube-Playlist: <a href="https://www.youtube.com/playlist?list=PL5j_kdJq0EQJ-51SqTQ6MuY3xwU8l1w2_">https://www.youtube.com/playlist?list=PL5j_kdJq0EQJ-51SqTQ6MuY3xwU8l1w2_</a><br />
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<br /></div>
<iframe width="560" height="315" src="https://www.youtube.com/embed/videoseries?list=PL5j_kdJq0EQJ-51SqTQ6MuY3xwU8l1w2_" frameborder="0" allow="autoplay; encrypted-media" allowfullscreen></iframe>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-70913432784782766272012-05-25T17:37:00.000+02:002019-02-08T12:59:24.523+01:00Ohne Grundeinkommen kein Ende der Verschuldungsdynamik<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
Am 24. Mai 2012 fand in der ZDF-Sendung „maybrit illner“ unter dem Titel „<a href="http://maybritillner.zdf.de/ZDF/zdfportal/web/ZDF.de/maybrit-illner/2942124/22716354/73ddea/Alle-pfeifen-auf-die-Schulden-.html" style="background: transparent; color: #0c9aec; text-decoration-line: none;" target="_blank">Alle pfeifen auf die Schulden. Wer hört noch auf die Kanzlerin?</a>“ eine bemerkenswerte Diskussion zwischen dem Fraktionschef der Grünen im Bundestag, Jürgen Trittin, dem CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt, dem griechischen Wirtschaftswissenschaftler Theodoros Paraskevopoulos, der den linken griechischen Wahlfavoriten Alexis Tsipras der Partei Syriza berät, dem Anthropologen, bekennenden Anarchisten und Vordenker der Occupy-Bewegung David Graeber und dem früheren Vorstand der Dresdner Bank, Herbert Walter, statt. Im Laufe der Diskussion formulierte Letzterer eine interessante Problemdiagnose, die eine nähere Betrachtung verdient und eine erstaunlich breite Zustimmung gefunden hat, besonders bei Jürgen Trittin und David Graeber (<a href="https://www.youtube.com/watch?v=AxdXlDt_5wA" style="background: transparent; color: #0c9aec; text-decoration-line: none;" target="_blank">Graeber spricht sich seit Neuestem für ein bedingungsloses Grundeinkommen aus</a>).</div>
<a href="https://www.blogger.com/null" name="more" style="background: rgb(255, 255, 255); color: #0c9aec; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;"></a><br style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;" />
<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
(Ab Minute 52:25:)</div>
<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
<o:p></o:p></div>
<blockquote class="tr_bq" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: x-large; font-stretch: normal; font-style: italic; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; text-align: center;">
<div style="text-align: left;">
<u>Illner</u>: „Aber mich würde mal interessieren, warum Sie sagen, die Politik ist selber dran schuld. Sie hat sich in diese Ohnmachtsposition hineinmanövriert. Warum hat sie das getan und wie hat sie das getan?“ </div>
</blockquote>
<blockquote class="tr_bq" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: x-large; font-stretch: normal; font-style: italic; font-variant-east-asian: normal; font-variant-numeric: normal; line-height: normal; text-align: center;">
<div style="text-align: left;">
<u>Walter</u>: „Na gut, wenn Sie sich seit den siebziger Jahren angucken, wie wir unser Wachstum finanziert haben, dann haben wir die immer schwächer werdenden Wachstumsraten zunehmend auf Pump finanziert. Nicht nur in Deutschland, wir sind da ja noch auf der Insel der Seligen, vermutlich. Aber in Ländern weltweit, ja, das gilt ja für Amerika genauso wie für Japan. Das gilt nicht nur für Griechenland, das gilt für Spanien, das gilt für viele andere Länder. Und je mehr die Staaten in die Abhängigkeit und in die Einflusssphäre der Finanziers kommen, desto weniger klar kann der Staat dann, wenn es um Regulierung geht und darum geht, eine klare Richtung vorzugehen, desto weniger frei ist er, dies unbeeinflusst zu machen. Und an der Stelle, glaube ich, ist schon, ich würde jetzt nicht sagen, des muss jetzt nicht eine Ohnmachtsposition, des ist ein knackiger Begriff. (Illner: So haben Sie’s mal formuliert.) So hab ich es mal formuliert in einer Überschrift. Aber am Ende ist diese Abhängigkeit nicht gut.“</div>
</blockquote>
<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
<o:p></o:p></div>
<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
Das Problem der Demokratie bedrohenden Abhängigkeit ist klar beschrieben, allerdings lohnt es sich, weiterzudenken und zu fragen, warum sich die betroffenen Gesellschaften überhaupt auf eine derart gigantische Verschuldungsdynamik, die für die USA sehr anschaulich in folgender Grafik dargestellt wird, eingelassen haben.</div>
<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
<br /></div>
<table align="center" cellpadding="0" cellspacing="0" class="tr-caption-container" style="background-color: white; border-collapse: collapse; border-spacing: 0px; color: black; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px; margin-left: auto; margin-right: auto; text-align: center;"><tbody>
<tr><td style="padding: 0px;"><span style="margin-left: auto; margin-right: auto;"><img border="0" height="521" src="https://heise.cloudimg.io/width/1360/q30.png-lossy-30.webp-lossy-30.foil1/_www-heise-de_/tp/imgs/89/1/9/4/3/6/0/0/f3fd679eeb7ef14d.jpg" style="border: 0px; height: inherit; max-width: 100%;" width="640" /></span></td></tr>
<tr><td class="tr-caption" style="padding: 0px;"><span style="font-size: x-small; text-align: -webkit-auto;">Gesamtverschuldung USA (Staat, Wirtschaft, Private Haushalte, Finanzsektor)</span><br />
Quelle: <a href="http://www.heise.de/tp/artikel/35/35052/1.html" style="background: transparent; color: #0c9aec; text-decoration-line: none;" target="_blank">Telepolis</a><br />
<br /></td></tr>
</tbody></table>
<div class="MsoNormal" style="background-color: white; font-family: Roboto, sans-serif; font-size: 18px;">
Walter stellt bereits den Zusammenhang zum Wirtschaftswachstum her, das die Regierungen über Jahrzehnte zunehmend künstlich subventionieren (siehe dazu auch: "<a href="http://grundeinkommensblog.blogspot.de/2012/03/grundeinkommen-statt.html" style="background: transparent; color: #0c9aec; text-decoration-line: none;" target="_blank">1</a> - <a href="http://grundeinkommensblog.blogspot.de/2010/11/der-aktuelle-beschaftigungsoptimismus.html" style="background: transparent; color: #0c9aec; text-decoration-line: none;" target="_blank">2</a> - <a href="http://grundeinkommensblog.blogspot.de/2008/11/das-ende-der-bezahlten-arbeit.html" style="background: transparent; color: #0c9aec; text-decoration-line: none;" target="_blank">3</a>"). Aber warum tun sie das? Die einzige plausible Antwort, die ich sehe, lautet: Sie tun es wegen des Beschäftigungseffekts. Tatsächlich setzt die Verschuldungsdynamik historisch genau in dem Moment ein, als fast alle OECD-Staaten, auch die USA, das erste Mal mit dem Problem der strukturellen Massenarbeitslosigkeit konfrontiert werden, die seitdem ein drängendes, durch allerhand Tricks in Schach gehaltenes Problem ist, wegen dem man Wahlen verlieren kann. Nun ließe sich diesbezüglich vieles noch genauer explorieren (vgl. Franzmann 2010). Ich muss mich hier auf eine einfache Überlegung beschränken: Wenn der aus der Massenarbeitslosigkeit resultierende Problemdruck derart groß ist, dass sich die Politik über Jahrzehnte dazu hinreißen lässt, die Gesellschaft in eine gigantische Verschuldungsdynamik zu leiten, weil man dadurch auf Zeit ein Wirtschaftswachstum finanzieren kann, dessen Beschäftigungseffekte man dringend benötigt, um halbwegs „Vollbeschäftigung“ oder zumindest ein einigermaßen erträgliches Maß an Arbeitslosigkeit zu gewährleisten, dann gibt es aus dieser Logik nur dadurch einen wirklichen Ausweg, dass man sich von dem Zwang, für alle Bürger Erwerbsarbeit bereitstellen zu müssen, befreit, indem man ein bedingungsloses Grundeinkommen einführt und ein Leben ohne durchgehende Erwerbsarbeit <i>positiv</i> ausgestaltet, d. h. nicht als Arbeits-<i>losigkeit</i> versteht, sondern in erster Linie als einen schätzenswerten privilegierten Freiraum anerkennt, in dem man ohne jegliche arbeitsvertragliche Verpflichtungen radikal sinnerfüllend und selbstbestimmt tätig sein kann, sofern man eben über ein ausreichendes Grundeinkommen verfügt, eine ökonomische Freiheit, die historisch betrachtet einmal aristokratischen Kreisen vorbehalten war, die nach der Devise leben konnten: „Ich lebe, um (frei) zu arbeiten und muss nicht arbeiten, um zu leben“.<br />
<br />
Es geht hier auch um die Lösung eines Verteilungsproblems erster Güte. Die Verschuldungsdynamik erzeugt, wie man tagtäglich in den Zeitungen lesen kann, enorme Abhängigkeiten für die Politik, wie auch die bekämpfte Arbeitslosigkeit Abhängigkeit für die Bürger bedeutet. Würde man hingegen die nötigen Milliarden zur Finanzierung eines Grundeinkommens verwenden, so würde man sich nicht nur der wichtigsten Ursache für den strukturellen Wachstumszwang entledigen, sondern dann erzeugte das auch Freiheitsspielräume für die Politik wie auch für die Bürger in historisch nie da gewesenem Ausmaß. Aber die Anhänger der alten Arbeitsgesellschaft, die sich einer echten Lösung in der Regel wegen einer verinnerlichten Misstrauenskultur in den Weg stellen, die sie zu Disziplinierungszwecken an der Pflicht zur Erwerbsarbeit festhalten lässt, haben schon längst die nächste Schein-Lösung auf Zeit anvisiert, mit der sie sich um eine solch grundsätzliche Lösung für weitere Jahrzehnte drücken wollen: die demografische Entwicklung, die angeblich die noch bestehende Arbeitslosigkeit von selbst zum Verschwinden bringe.<br />
<br />
Literatur:<br />
Franzmann, Manuel (2010): “Einleitung. Kulturelle Abwehrformationen gegen die »Krise der Arbeitsgesellschaft« und ihre Lösung: Die Demokratisierung der geistesaristokratischen Muße.” in: Manuel Franzmann (Hrsg.), Bedingungsloses Grundeinkommen als Antwort auf die Krise der Arbeitsgesellschaft. Weilerswist: Velbrück Wissenschaft, Pp. 11–103, URL: <a href="http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/" style="background: transparent; color: #0c9aec; text-decoration-line: none;">http://publikationen.ub.uni-frankfurt.de/volltexte/2010/7436/</a></div>
Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-55398676704356687492019-01-17T17:44:00.001+01:002019-02-01T13:49:25.766+01:00Ringvorlesung zum bedingungslosen GrundeinkommenIm Sommersemester 2019 findet an der Christian-Albrechts-Universität eine Ringvorlesung zum bedingungslosen Grundeinkommen statt. Ich habe diese Ringvorlesung vor dem Hintergrund der laufenden gesellschaftlichen Diskussion in Schleswig-Holstein um ein solches Grundeinkommen organisiert. Die Landesregierung befindet sich diesbezüglich in einer Auseinandersetzung im Rahmen eines Zukunftslabors zur sozialen Sicherung. Und es haben dazu auch schon Diskussionsveranstaltungen im Landtag stattgefunden. Bei einer wurde ich wiederholt nach universitären Lehrveranstaltungen zum Thema gefragt. Das war einer der Anlässe, die Ringvorlesung zu organisieren.<br />
<div>
<br />
<div>
<div class="entry-content" style="-webkit-text-stroke-width: 0px; background-color: white; border: 0px; box-sizing: border-box; color: #404040; font-style: normal; font-variant-caps: normal; font-variant-ligatures: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; margin: 0px; orphans: 2; outline: 0px; padding: 0px; text-align: start; text-decoration-color: initial; text-decoration-style: initial; text-indent: 0px; text-transform: none; vertical-align: baseline; white-space: normal; widows: 2; word-spacing: 0px;">
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<span style="font-family: inherit;">Weiterführende Informationen: <a href="https://www.bge.uni-kiel.de/" style="border: 0px; box-sizing: border-box; color: #1b8be0; cursor: pointer; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; text-decoration: none; vertical-align: baseline;">https://www.bge.uni-kiel.de</a></span></div>
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<span style="border: 0px; box-sizing: border-box; color: #1b8be0; cursor: pointer; font-family: inherit; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; text-decoration: none; vertical-align: baseline;"><a href="https://www.bge.uni-kiel.de/de/veranstaltungsplakat/at_download/file" style="border: 0px; box-sizing: border-box; color: #1b8be0; cursor: pointer; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; text-decoration: none; vertical-align: baseline;">Veranstaltungsplakat als pdf</a></span></div>
<div style="text-align: left;">
<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgzjNTsLMaMuqI6_Oz-CnaU3-bZLhXKqFgTrI9fn3SiNIHbqLsvAsoMDVz7Vois1lyQovWG0fnNtZGLaZrKH0FrcgtIKWJgLPo1cOekcbFXnbDfob1qMUTKPzqG2VVlqYuFhHTZd1atGls/s1600/RV+Plakat_web_01.jpg" imageanchor="1" style="clear: left; margin-bottom: 1em;"><img alt="Veranstaltungsplakat" border="0" data-original-height="1600" data-original-width="1132" height="640" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgzjNTsLMaMuqI6_Oz-CnaU3-bZLhXKqFgTrI9fn3SiNIHbqLsvAsoMDVz7Vois1lyQovWG0fnNtZGLaZrKH0FrcgtIKWJgLPo1cOekcbFXnbDfob1qMUTKPzqG2VVlqYuFhHTZd1atGls/s640/RV+Plakat_web_01.jpg" title="" width="452" /></a></div>
<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
</div>
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<br /></div>
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Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-90937272917208612202019-01-17T17:39:00.002+01:002019-01-17T17:41:15.382+01:00Workshop zum BGE in Korea<span style="font-family: inherit;"><span style="background-color: white; color: #404040; font-style: inherit; font-weight: inherit;">In Südkorea gibt es seit mehreren Jahren ein sehr aktives Netzwerk </span><span style="background-color: white; color: #404040; font-style: inherit; font-weight: inherit;">(</span><a href="http://basicincomekorea.org/" rel="noreferrer noopener" style="background-color: white; border: 0px; box-sizing: border-box; color: #1b8be0; cursor: pointer; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;" target="_blank">BIKN</a><span style="background-color: white; color: #404040; font-style: inherit; font-weight: inherit;">), das sich für die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens einsetzt. Im Jahr 2016 war dieses Netzwerk auch Ausrichter des Kongresses des </span><a aria-label="In Südkorea gibt es seit mehreren Jahren ein sehr aktives Netzwerk, das sich für die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens (BIKN) einsetzt. Im Jahr 2016 war dieses Netzwerk auch Ausrichter des Kongresses des Basic Income Earth Network. Wie wirkungsvoll die dadurch mit beförderte Diskussion in Südkorea war, mag man daran erkennen, dass die Reformidee im Präsidentschaftswahlkampf 2017 zum Thema wurde und auch der gewählte Präsident Moon sich dazu wohlwollend geäußert hat. (opens in a new tab)" href="https://basicincome.org/" rel="noreferrer noopener" style="background-color: white; border: 0px; box-sizing: border-box; color: #1b8be0; cursor: pointer; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;" target="_blank">Basic Income Earth Network</a><span style="background-color: white; color: #404040; font-style: inherit; font-weight: inherit;">. Wie wirkungsvoll die dadurch mit beförderte Diskussion in Südkorea war, mag man daran erkennen, dass die Reformidee im Präsidentschaftswahlkampf 2017 zum Thema wurde und auch der gewählte Präsident Moon sich dazu wohlwollend geäußert hat.</span></span><br />
<div class="entry-content" style="background-color: white; border: 0px; box-sizing: border-box; color: #404040; font-style: normal; font-weight: 400; letter-spacing: normal; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; text-indent: 0px; text-transform: none; vertical-align: baseline; white-space: normal; word-spacing: 0px;">
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<span style="font-family: inherit;">Im September 2018 hatte ich parallel zu diversen Methoden-Workshops in Südkorea Gelegenheit mit Angehörigen dieses Netzwerks zu diskutieren im Rahmen eines kleinen Workshops zum bedingungslosen Grundeinkommen. Das von mir präsentierte Paper ist nun unter dem folgenden Link zugänglich.</span></div>
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<a aria-label="DOI: 10.13140/RG.2.2.29476.12168/1 (opens in a new tab)" href="https://doi.org/10.13140%2fRG.2.2.29476.12168%2f1" rel="noreferrer noopener" style="border: 0px; box-sizing: border-box; color: #1b8be0; cursor: pointer; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; text-decoration: none; vertical-align: baseline;" target="_blank"><span style="font-family: inherit;">DOI: 10.13140/RG.2.2.29476.12168/1</span></a></div>
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<span style="font-family: inherit;">Das Thema lautete:</span></div>
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<strong style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: bold; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;"><span style="font-family: inherit;">„Democratization of the individual availability of “leisure” through the introduction of an Unconditional Basic Income in times of accelerating societal change (with reference to the perspective of social policy research and social work).“</span></strong></div>
<div style="border: 0px; box-sizing: border-box; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px 0px 20px; outline: 0px; padding: 0px; vertical-align: baseline;">
<a aria-label="Informationen zum Thema BGE in Südkorea (opens in a new tab)" href="https://basicincome.org/topic/korea/" rel="noreferrer noopener" style="border: 0px; box-sizing: border-box; color: #1b8be0; cursor: pointer; font-style: inherit; font-weight: inherit; margin: 0px; outline: 0px; padding: 0px; text-decoration: none; vertical-align: baseline;" target="_blank"><span style="font-family: inherit;">Informationen zum Thema BGE in Südkorea</span></a></div>
</div>
Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-90738504897230224712011-02-07T13:49:00.008+01:002018-04-04T22:43:33.805+02:00Martin Luther King Jr.: “Where Do We Go From Here”In seinem letzten Buch “Where Do We Go From Here: Chaos or Community?” (1967) und in Vorträgen aus der gleichen Zeit forderte Martin Luther King Jr. mit der ihm eigenen visionären Rhetorik ein “garantiertes Grundeinkommen”, das angesichts des Mangels an Erwerbsarbeit ein Leben in Würde auch ohne Erwerbsarbeit ermöglicht. Mit analytisch klarem Blick erkannte er schon damals die enormen Entwicklungspotentiale, die von einem Grundeinkommen zu erwarten sind, das durch die bedingungslose ökonomische Existenzsicherung weitreichende Handlungsmöglichkeiten, die bislang privilegierten Kreisen vorbehalten waren, auch den Armen eröffnet: <br />
<br />
<div class="wlWriterSmartContent" id="scid:5737277B-5D6D-4f48-ABFC-DD9C333F4C5D:9b318491-9c6e-4be2-b11a-180e697188f6" style="display: block; float: none; margin-left: auto; margin-right: auto; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px; width: 448px;">
<div id="bb4fe8bb-60c3-411a-ba25-55d2d9c6ffba" style="display: inline; margin: 0px; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;">
<div>
<embed height="336" src="http://www.youtube.com/v/s6zVj3nBmNs?hl=en&hd=1" type="application/x-shockwave-flash" width="448"></embed></div>
</div>
</div>
<a href="http://www.blogger.com/post-edit.g?blogID=8589900449761307067&postID=9073850489723022471" name="more"></a> <br />
<div style="margin: 0px;">
<a name='more'></a><div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
</div>
</div>
<div style="margin-bottom: 0px; margin-left: 0px; margin-right: 0px; margin-top: 0px;">
Aus der Rede am 16. August 1967 beim 11. Jahrestreffen der Southern Christian Leadership Conference in Atlanta, Georgia (“part 5” der Youtube-Videofolge):<br />
<br /></div>
<div class="wlWriterSmartContent" id="scid:5737277B-5D6D-4f48-ABFC-DD9C333F4C5D:8147d603-a528-42a5-938e-c6e31440121d" style="display: block; float: none; margin: 0px auto; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px; width: 448px;">
<div id="7635b85f-0fd0-4c62-ac52-c53aa4095773" style="display: inline; margin: 0px; padding-bottom: 0px; padding-left: 0px; padding-right: 0px; padding-top: 0px;">
<div>
<embed height="336" src="http://www.youtube.com/v/VorFJ6PzWzI?hl=en&hd=1" type="application/x-shockwave-flash" width="448"></embed></div>
</div>
</div>
<br />
Deutsche Übersetzung derjenigen Passage in dieser Rede mit Bezug zum Grundeinkommen (von Manuel Franzmann): <br />
<br />
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">"Dies hat schwarze Amerikaner in der Vergangenheit dazu gebracht, ihre Ziele mit Liebe und moralischen Appellen aber ohne Macht zu verfolgen, und weiße Amerikaner, nach ihren Zielen mit Macht aber ohne Liebe und Gewissen zu streben. Das veranlasst heute ein paar Extremisten dazu, für Schwarze die gleiche zerstörerische und gewissenlose Macht zu befürworten, die sie mit Recht bei Weißen verabscheuten. Es ist genau dieses Zusammentreffen von unmoralischer Macht und ohnmächtiger Moral, die die Hauptkrise unserer Zeit ausmacht. (Ja)</span><br />
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br /></span>
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Wir müssen uns jetzt um Fortschritte bemühen, oder genauer gesagt, ein Programm entwickeln - ich kann darauf nicht ausführlich eingehen - , dass die Nation auf den Weg zu einem garantierten Jahreseinkommen bringt. Noch zu Beginn des Jahrhunderts wäre dieser Vorschlag als lächerlich empfunden worden und mit der Schmähung versehen worden, er sei im Hinblick Eigeninitiative und Verantwortungsbewusstsein zerstörerisch. Damals wurde der wirtschaftliche Status als Ausdruck der Fähigkeiten und Talente eines Individuums betrachtet. Und im Denken dieser Zeit deutete die Abwesenheit weltlicher Güter auf einen Mangel an Fleiß und Moral hin. Wir haben in unserem Verständnis menschlicher Motivation und des blinden Funktionierens unseres Wirtschaftssystems einen weiten Weg zurückgelegt. Wir erkennen nun, dass Verheerungen der marktwirtschaftlichen Dynamik und die vorherrschende Diskriminierung die Menschen zum Müßiggang zwingt und diese gegen ihren Willen in ständiger oder häufiger Arbeitslosigkeit hält. Die Armen werden heute weniger häufig, so hoffe ich, von unserem Gewissen ferngehalten, indem wir sie als minderwertig und unfähig brandmarken. Wir wissen auch, dass, egal wie dynamisch sich die Wirtschaft entwickelt und erweitert, dies nicht alle Armut beseitigt. </span><br />
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br /></span>
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Dies zeigt, dass wir unser Augenmerk auf zweierlei richten müssen: Wir müssen Vollbeschäftigung schaffen oder wir müssen Einkommen schaffen. Die Menschen müssen zu "Konsumenten" werden, durch die eine oder die andere Methode. Sobald sie sich in dieser Position befinden, müssen wir darauf achten, dass das Potenzial jedes Einzelnen nicht verschwendet wird. Neue Formen der Arbeit, die das Gemeinwohl stärken, müssen für diejenigen gefunden werden, für die keine traditionellen Arbeitsplätze verfügbar sind. Im Jahre 1879 sah dies Henry George voraus, wenn er in "Progress and Poverty" schrieb: </span><br />
<br />
<div style="text-align: left;">
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><i>"Tatsache ist, dass die Arbeit, die die Lebensbedingungen der Menschheit verbessert, die Arbeit, die das Wissen vermehrt und Handlungsmöglichkeiten erweitert, die Literatur bereichert und das Denken kultiviert, nicht getan wird, um den Lebensunterhalt zu sichern. Diese Arbeit ist keine Arbeit von Sklaven, die sich einer Aufgabe stellen, weil sie dazu durch die Peitschenhiebe eines Masters oder die blanke Not getrieben werden. Sie ist das Werk von Menschen, die auf die ein oder andere Weise eine Arbeit entwickeln, die um ihrer selbst willen mit Sicherheit einhergeht und einen gesellschaftlichen Zustand hervorbringt, in dem Armut und Not abgeschafft sind." (Henry George, 1879)</i></span></div>
<br />
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Arbeit dieser Art könnte enorm gesteigert werden, und wir werden wahrscheinlich feststellen, dass die Lösung von Wohnungsproblemen, Bildungsproblemen, statt der Beseitigung der Armut vorauszugehen, ihrerseits befördert wird, wenn zuerst die Armut beseitigt wird. Die Armen, in Käufer verwandelt, werden viel aus eigenem Antrieb tun, um ihre schlechten Wohnverhältnisse zu ändern. Schwarze, die unter einer doppelten Beeinträchtigung leiden, haben eine größere Wirkung auf Diskriminierung, wenn sie Bargeld als zusätzliche Waffe in ihrem Kampf nutzen können. </span><br />
<br />
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;">Über diese Vorteile hinaus wird unweigerlich eine Vielzahl von positiven psychologischen Veränderungen aus der allgemeinen ökonomischen Sicherheit resultieren. Die Würde des Menschen wird gedeihen, wenn er die Entscheidungen über sein Leben in seinen eigenen Händen hat, wenn er über die Gewissheit verfügt, dass sein Einkommen stabil und sicher ist, wenn er weiß, dass er die Mittel hat, seine persönliche Weiterentwicklung zu verfolgen. Persönliche Konflikte zwischen Eheleuten und ihren Kinder werden sich vermindern, wenn die ungerechte Bemessung des Wertes eines Menschen auf einer Skala von Dollars beseitigt ist. <br /><br />Heute kann unser Land dies erreichen. John Kenneth Galbraith sagte, dass ein garantiertes Jahreseinkommen für ungefähr zwanzig Milliarden Dollar pro Jahr zu haben wäre. Und ich sage Ihnen, dass wir, wenn unser Gemeinwesen fünfunddreißig Milliarden Dollar im Jahr für einer ungerechten, bösen Krieg in Vietnam aufbringen kann, und zwanzig Milliarden Dollar, um einen Mann auf den Mond zu bringen, Milliarden von Dollar dafür ausgeben können, um Gottes Kinder direkt hier auf Erden auf ihre eigenen Füßen zu stellen. [Applaus]"</span><br />
<span style="font-family: "georgia" , "times new roman" , serif;"><br /></span>
<a href="https://www.youtube.com/p/F95B1F5393EDA40B?hl=de_DE&fs=1%22%3E%3C/param%3E%3Cparam%20name=%22allowFullScreen%22%20value=%22true%22%3E%3C/param%3E%3Cparam%20name=%22allowscriptaccess%22%20value=%22always%22%3E%3C/param%3E%3Cembed%20src=%22https://www.youtube.com/p/F95B1F5393EDA40B?hl=de_DE&fs=1" target="_blank">Vollständige Rede bei Youtube</a> <br />
<a href="https://kingencyclopedia.stanford.edu/king-papers/documents/where-do-we-go-here-address-delivered-eleventh-annual-sclc-convention" target="_blank">Transkript der Rede</a><br />
<a href="https://www.drmartinlutherkingjr.com/wherewearegoing.htm" target="_blank">Exzerpt aus dem Buch "Where Do We Go From Here: Chaos or Community?” (1967)</a> <br />
<a href="https://www.livableincome.org/aMLK-deutsch.htm" target="_blank">Deutsche Übersetzung dieses Exzerpts</a>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-66492415232958863932018-01-18T20:52:00.002+01:002018-01-18T20:52:13.466+01:00Radiogespräch zur Idee eines bedingungslosen GrundeinkommensDie Freie Radiomacherin Ulrike Göking hat mit mir für ihre Sendereihe "Generation G - G wie Grundeinkommen" ein Gespräch zur Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens geführt, das dann auf Radio <a href="https://www.freequenns.at/">FREEQUENNS</a> zu hören war, einem freien Radio im steirischen Ennstal in Österreich. Das Gespräch steht auch als Podcast zur Verfügung.<br />
<iframe height="334" src="https://cba.fro.at/358356/embed?&series_link=true&description=true" style="border: none; height: 334px; overflow-y: scroll; width: 100%;" width="50%"><span data-mce-type="bookmark" style="display: inline-block; width: 0px; overflow: hidden; line-height: 0;" class="mce_SELRES_start"></span></iframe>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-23662517694657235572017-11-28T12:57:00.001+01:002018-01-13T18:14:34.353+01:00Diskussion mit der SPD-Landtagsfraktion SH zum BGEDie SPD-Landtagsfraktion in Schleswig-Holstein hat am 14.12.2017 eine Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen durchgeführt, an der ich mich mit dem Impulsreferat "Das bedingungslose Grundeinkommen als epochaler Fortschritt in der Sozialstaatsentwicklung?" und mit Beiträgen auf dem Podium in der anschließenden Diskussion beteiligt habe. Die Diskussion fand im Kieler Landtag statt unter dem Titel "(Streit-) Thema Grundeinkommen - Risiko oder Chance für den Sozialstaat?". Nähere Informationen finden sich unter dem folgenden Facebook-Veranstaltungseintrag: <a href="https://www.facebook.com/events/128955811112404/">https://www.facebook.com/events/128955811112404/</a><br />
<br />
Die Diskussion erfolgte vor dem Hintergrund einer bundeslandspezifischen Diskussionslage. CDU, FDP und Grüne haben sich in Schleswig-Holstein in ihrer Koalitionsvereinbarung darüber verständigt, sich im Laufe der Legislaturperiode mit dem bedingungslosen Grundeinkommen, aber auch mit dem FDP-Bürgergeld u.a. näher auseinanderzusetzen. Zu diesem Zweck wurde ein "<a href="http://www.landtag.ltsh.de/plenumonline/archiv/wp19/05/debatten/17.html" rel="noopener" target="_blank">Zukunftslabor soziale Sicherung</a>" eingerichtet. Bei der Verabschiedung des entsprechenden Antrags stimmte die SPD noch als einzige Partei dagegen. Die Flensburger SPD-Oberbürgermeisterin Simone Lange und der Vorsitzende der SPD des Kreises Flensburg Florian Matz haben diesen Vorstoß allerdings aufgegriffen und vorgeschlagen, das bedingungslose Grundeinkommen in der Stadt Flensburg auszuprobieren. Gleichzeitig sind alle Parteien mit einem wachsenden Interesse am bedingungslosen Grundeinkommen bei ihren jüngeren Mitgliedern konfrontiert. Die SPD-Landtagsfraktion hat sich vor diesem Hintergrund entschieden, sich nun auch mit dem BGE näher auseinanderzusetzen. Die obige Diskussion war nun der Auftakt zu einer auch parteiinternen Diskussion zum BGE.<br />
<br />
Meines Wissens ist dies die erste BGE-Diskussionsveranstaltung der SPD in Deutschland auf dieser vergleichsweisen hohen Ebene von entscheidungsverantwortlichen, gestaltenden Politikern. Die Friedrich-Ebert-Stiftung hat in der Vergangenheit schon mehrere Veranstaltungen durchgeführt, auch SPD-Ortsvereine und die Jusos. Aber nicht amtierende Landes- oder Bundespolitiker. Eine bemerkenswerte Entwicklung.<br />
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<a href="https://d-nb.info/1149512784/34">Impulsreferat zum Herunterladen</a><br />
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<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/3TZg7g0juQI/0.jpg" frameborder="0" height="598" src="https://www.youtube.com/embed/3TZg7g0juQI?feature=player_embedded" width="960"></iframe></div>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-49580173432947017512017-02-02T20:57:00.001+01:002017-04-16T23:41:12.121+02:00Grundeinkommen und Säkularisierung<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
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Beim Verlag Beltz-Juventa ist gerade das Buch „Säkularisierter Glaube. Fallrekonstruktionen zur fortgeschrittenen Säkularisierung des Subjekts“ erschienen. <a href="http://www.beltz.de/fachmedien/erziehungs_und_sozialwissenschaften/buecher/produkt_produktdetails/8224-saekularisierter_glaube.html">>>Verlagsseite</a><br />
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Die Diskussion zum bedingungslosen Grundeinkommen spielt darin eine große Rolle. Denn sie erscheint auch als Folge einer Transformation von Lebensführungsmustern im Sinne der alten Säkularisierungsthese, die in dem Buch eine revidierte Fassung erhält auf Basis von fallrekonstruktiver Forschung.<br />
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<a href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBkqk_ga3ps341muhbVafx2jP2oTX5H8E3aOW1mvShepljQNd3oe5doBZ7O2-FaDvUE2DJP2pUw3IcfD7DJ3KOsDOegJW5X-RMPbWGm2vLs2ckr9Ou7ftgZtmytDktouFOhJmotvnhivk/s1600/9783779929390.jpg" imageanchor="1" style="clear: right; float: right; margin-bottom: 1em; margin-left: 1em;"><img border="0" height="400" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiBkqk_ga3ps341muhbVafx2jP2oTX5H8E3aOW1mvShepljQNd3oe5doBZ7O2-FaDvUE2DJP2pUw3IcfD7DJ3KOsDOegJW5X-RMPbWGm2vLs2ckr9Ou7ftgZtmytDktouFOhJmotvnhivk/s400/9783779929390.jpg" width="260" /></a>Aus dem Verlagstext:<br />
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„Was entsteht, wenn Religion vergeht? Wie sehen jene säkularisierten Glaubensvorstellungen aus, die laut der umstrittenen, in der Soziologie von Max Weber geprägten ‚Säkularisierungsthese‘ an Gewicht gewinnen? Welche Logik und Dynamik entfaltet die subjektive Ausdeutung der individuellen Lebenspraxis in ihnen? Diese in der Religionssoziologie und generell in den Sozialwissenschaften bisher zu wenig erforschten Fragen sind Gegenstand der Untersuchung, die einen fallanalytischen Beitrag zur Überwindung der immer noch dominierenden Verfallsperspektive im Hinblick auf den Säkularisierungsprozess leisten möchte. Die Studie folgt dem Diktum Adornos, dass substanzielle begriffliche Erkenntnis vor allem der Versenkung in den Einzelfall entspringt.“<br />
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Bibliografische Angaben:<br />
Franzmann, Manuel (2017): Säkularisierter Glaube. Fallrekonstruktionen zur fortgeschrittenen Säkularisierung des Subjekts. Weinheim: Beltz Juventa. 534 Seiten. ISBN: 978-3-7799-2939-0. Buchpreis: 49,95 Euro.</div>
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Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-80870916894711226642016-04-09T10:25:00.002+02:002017-04-16T22:13:29.231+02:00QE for people conference at the European Parliament<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/LU4V8G0G_Tc/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/LU4V8G0G_Tc?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
On February 17th 2016, three Members of the European Parliament hosted a conference in the Parliament to initiate the debate about alternatives to quantitative easing - know as QE for People. The conclusion of the event was that QE for People was both possible and necessary in the eurozone. <a href="http://www.qe4people.eu/highlights_conference_european_parliament_qe_for_people" target="_blank">Source</a>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-30043033636721417702016-04-09T10:15:00.000+02:002016-04-09T10:19:38.339+02:00Why the ECB should give money directly to People (Eric Lonergan)<div class="separator" style="clear: both; text-align: center;">
<iframe allowfullscreen="" class="YOUTUBE-iframe-video" data-thumbnail-src="https://i.ytimg.com/vi/5EA2nKqcjtg/0.jpg" frameborder="0" height="266" src="https://www.youtube.com/embed/5EA2nKqcjtg?feature=player_embedded" width="320"></iframe></div>
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Speech at the European Parliament: Macro-fund manager and economist Eric Lonergan argues that the European Central Bank should distribute money to all residents as an alternative to QE. According to Lonergan this is legally and technically possible in the eurozoneDr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-49713626548661492582008-03-01T16:02:00.007+01:002015-08-21T22:09:47.711+02:00Impressum und Disclaimer<span style="font-weight: bold;">Impressum:<br />
</span><br />
<span style="font-style: italic;">Angaben gemäß § 5 TMG:</span><br />
Manuel Franzmann<br />
Holtenauer Str. 299<br />
24106 Kiel<br />
Telefax: +49 (0) 3221-1297143<br />
E-Mail: info@manuelfranzmann.de<br />
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<span style="font-style: italic;">Verantwortlich für den Inhalt nach § 55 Abs. 2 RStV:</span><br />
Manuel Franzmann<br />
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<span style="font-weight: bold;">Disclaimer - rechtliche Hinweise</span><br />
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Quelle: Juraforum.de - eigene Modifikation<span style="font-weight: bold;"><br />
</span>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-20267424356614903122015-01-22T23:41:00.002+01:002015-01-22T23:45:07.275+01:00Europäische Finanzkrise und Bedingungsloses Grundeinkommen - Videoausschnitte<div class="separator" style="clear: both;">
Video-Ausschnitte der Abschlussdiskussion „Wie wir künftig in Europa leben wollen – z. B. mit einem Bedingungslosen Grundeinkommen!?“ am 10. Mai der Hamburger Utopiewochen 2014.</div>
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Die von mir dort vorgetragenen Thesen zum Thema Grundeinkommen und Europa können auch <a href="http://grundeinkommensblog.blogspot.de/2014/05/vier-thesen-zum-thema-grundeinkommen.html">hier </a>nachgelesen werden.</div>
Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-31122952933386317922015-01-09T10:07:00.002+01:002015-01-10T13:42:34.095+01:00Grundeinkommen und ArbeitsethikEinige Thesen zur Arbeitsethik in der Gegenwart mit Bezug auf ein bedingungsloses Grundeinkommen als Gastbeitrag in den "Liberalen Perspektiven"<br />
<a href="https://www.academia.edu/10082524/Arbeitsethik_in_der_Gegenwart">https://www.academia.edu/10082524/Arbeitsethik_in_der_Gegenwart</a>Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.comtag:blogger.com,1999:blog-8589900449761307067.post-1440295051323988272014-01-22T21:17:00.003+01:002014-01-23T11:27:47.011+01:00Keine Eurozone ohne bedingungsloses Grundeinkommen in EuropaAm 1. Dezember 2013 hat Philippe Van Parijs an der Universität Kopenhagen eine hörenswerte Vorlesung in Englisch zum Thema "No Eurozone without a Euro Dividend" gehalten, die von dem <a href="http://www.basisindkomst.dk/" target="_blank">dänischen Ableger</a> des <a href="http://www.basicincome.org/bien/" target="_blank">Basic Income Earth Network</a> auf Youtube veröffentlicht wurde (siehe unten). Schon seit ein paar Jahren setzt er sich für ein bedingungsloses Grundeinkommen auf europäischer Ebene beharrlich und mit bemerkenswerten Argumenten ein, obgleich die Mainstream-Intellektualität, die sich über die Krise der Europäischen Union und ihre Lösungsmöglichkeiten den Kopf zerbricht, sich diesem Vorschlag gegenüber weiterhin ziemlich ignorant verhält, wovon man sich unter anderem auf der letzten Konferenz des <a href="http://councilforeuropeanstudies.org/">Council for European Studies</a> in Amsterdam 2013 überzeugen konnte. (Diese wissenschaftliche Fachgesellschaft für Europaforschung ist die größte ihrer Art und versammelt auf ihren Konferenzen über 1000 Teilnehmer aus allen Fachrichtungen und Erdteilen.)<br />
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Philippe Van Parijs ist ein ungewöhnlicher Intellektueller. Seit vielen Jahren schon setzt er sich unermüdlich und mit großer Geduld für ein bedingungsloses Grundeinkommen mit den weichen Waffen des besseren Arguments ein. Er tut dies auf eine ausgesprochen sanftmütige und integrative Weise, die ihn in Verbindung mit seiner bemerkenswerten Vielsprachigkeit und seiner ausgeprägten kosmopolitischen Reisetätigkeit zu der Integrationsfigur der weltweiten Grundeinkommensbewegung schlechthin haben werden lassen. Seine ausgeprägte Intellektualität verzichtet auf Scharfsinnigkeit inszenierende Sophistizierungen oder auf den immer noch sehr verbreiteten durchblickerhaften Schein-"Realismus", der permanent darum bemüht ist, Nicht-Naivität unter Beweis zu stellen. Philipp Van Parijs ist in einem viel substanzielleren Sinne nicht naiv, nämlich vom Realismus desjenigen durchdrungen, der begriffen hat, dass die zur Durchsetzung von derart weitreichenden Ideen wie der des bedingungslosen Grundeinkommens nötige Überzeugungsarbeit das Bohren superdicker Bretter bedeutet. Dieser Aufgabe hat sich Philippe Van Parijs mit asketischer Hingabe, jedoch zugleich mit feinsinnigem Humor verschrieben, und die vielen kleineren und größeren Erfolge auf der zurückgelegten langen Strecke geben ihm auch recht.<br />
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Die Idee einer "Eurodividende" wäre tatsächlich der Würdigung durch diejenigen Wert, die sich über die Zukunft Europas sozusagen hauptberuflich und an herausgehobener, öffentlichkeitswirksamer Stelle Gedanken machen. Sie hat das Potenzial dazu, an Punkten überraschende Auswege zu eröffnen, die bisher als ausweglos erschienen. Ein Beispiel: Auf seinem viel beachteten Vortrag auf der oben erwähnten Konferenz in Amsterdam hat der sozialdemokratische Vordenker Fritz Scharpf mit großer analytischer Nüchternheit das Bild einer ausweglosen Situation in Griechenland gezeichnet. Angesichts der gemeinsamen Währung fehle die Möglichkeit zur Währungsabwertung, die Griechenland die Erholung seiner Wirtschaft erlaubte. Stattdessen bliebe im Wesentlichen nur die Option, eine analoge interne Abwertung der Lohnstrukturen usw. zu betreiben. Zwar forderten verständlicherweise Viele mehr europäische Solidarität, nicht zuletzt in Form einer europaweit finanzierten Arbeitslosenversicherung, die den einfachen griechischen Bürgern zugutekäme und diese in dem schwierigen Erholungsprozess der griechischen Wirtschaft unter die Arme greifen würde. Jedoch gäbe es dabei ein gravierendes Folgeproblem. Ein Arbeitslosengeld träte in Konkurrenz zur Lohnbildung und würde die Lohnabwertung nach unten unterminieren, so der dem aktivierenden Sozialstaat und der dahinterstehenden Denkweise nicht abgeneigte Scharpf. Wer sich schon einmal näher mit dem bedingungslosen Grundeinkommen beschäftigt hat, weiß, dass diese Konkurrenz bei einem solchen Grundeinkommen nicht existierte. Denn man erhielte es ja völlig unabhängig davon, ob man erwerbstätig ist oder nicht. Bei Arbeitslosengeld muss man sich dagegen im Zweifelsfall entscheiden, ob man es bezieht oder stattdessen erwerbstätig ist und Erwerbseinkommen erhält. Wenn das Arbeitslosengeld höher als das zu erwartende Erwerbseinkommen ist, entsteht ökonomisch ein Anreiz keine Erwerbsarbeit anzunehmen und stattdessen Arbeitslosengeld zu beziehen. Auf dem Arbeitsmarkt wirkt dies implizit als Hindernis für eine Lohnbildung nach unten. Bei dem bedingungslosen Grundeinkommen ist dagegen jedes Erwerbseinkommen zusätzlich und repräsentiert dementsprechend immer auch einen ökonomischen Anreiz zur Erwerbsarbeit. Wenn man somit eine Lohnbildung nach unten unter den Prämissen eines gemeinsamen Währungsraums für reformpolitisch unausweichlich hält wie Scharpf, böte das Grundeinkommen hier einen Ausweg, der ohne es nicht existierte. <br />
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Man muss sich zudem einmal vor Augen führen, wie bedeutsam ein solches Grundeinkommen als handfestes Zeichen europäischer Solidarität in den Händen griechischer Bürger wäre, um bei dem Beispiel dieses besonders gebeutelten Landes zu bleiben. Es würde für Jeden erfahrbar machen, dass die EU nicht nur Banken und die Vermögen von Großanlegern rettet, sondern auch die Bürger im gesellschaftlichen Strukturwandel stärkt. Es wäre darin auch ein wirksames Gegenmittel gegen den grassierenden anti-europäischen Populismus.<br />
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Ein weiterer Vorteil einer Eurodividende sollte zu denken geben: Viele fordern aus guten Gründen einen europäischen Sozialstaat. Seine Verwirklichung erscheint jedoch angesichts der heterogenen sozialstaatlichen Regelungen in den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union als ausgesprochen schwierig. Wie soll man, so stellt sich tatsächlich als Frage, aus dieser komplexen Vielfalt von Regelungen und nationalen Traditionen zu einem konsistenten europäischen Modell vordringen, und dies möglichst bald? Auch hier bietet ein bedingungsloses Grundeinkommen überraschende Vorteile. Es böte nämlich die Möglichkeit, einen großen Teil der gegenwärtig bestehenden Notwendigkeit äußerst komplexer Synthesebildungen elegant zu umgehen. Man könnte ein Grundeinkommen als Sockeleinkommen europaweit einführen, die existierenden Regelungen in den Mitgliedsstaaten fürs Erste fortbestehen lassen, aber durch schrittweise Erhöhung des Grundeinkommens von unten sukzessive substituieren und überflüssig machen. Solange bestehende Regelungen über das Grundeinkommen hinausgehen, könnten sie On Top weitergeführt werden, bis sie durch ein erhöhtes Grundeinkommen irgendwann ganz ersetzt sind. Einen eleganteren, gangbareren Weg zu einem europäischen Sozialmodell gibt es wohl nicht.<br />
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Philipp Van Parijs Argumentation fügt dem Gesagten weitere beachtenswerte Gesichtspunkte hinzu, die sich auf die offenbar gewordenen Schwächen der Eurozone richten und auf die zu ihrem Verständnis so wichtig gewordenen „Theorien optimaler Währungsräume“. Auch in dieser Hinsicht eröffnet das Grundeinkommen neue Optionen, die endlich eine breitere Diskussion verdienen. Allerdings dürfte eine derart weitreichende Solidarität, wie sie ein europaweites bedingungsloses Grundeinkommen, aber auch andere Modelle von europäischem Sozialstaat, darstellten (mit ihnen auch eine stabile Eurozone), zuvor die Konstituierung der Europäischen Union als politische Gemeinschaft voraussetzen, d. h. als demokratisch verfassten europäischen Bundesstaat. Ohne einen solchen Rahmen politischer Vergemeinschaftung ist eine derart weitreichende, institutionalisierte Solidarität schwer vorstellbar. Wer also ein europaweites Grundeinkommen verwirklichen möchte, sollte auch daran interessiert sein, einen solchen konstitutionellen Akt in Europa herbeizuführen, den Viele heute mit dem gleichen durchblickerhaften Schein-"Realismus" für unmöglich halten, der oben auch schon im Hinblick auf das bedingungslose Grundeinkommen erwähnt wurde.<br />
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<iframe allowfullscreen="" frameborder="0" height="315" src="//www.youtube-nocookie.com/embed/2i40TWCPAIw" width="560"></iframe></div>
Dr. Manuel Franzmannhttp://www.blogger.com/profile/11165396522745779797noreply@blogger.com